MATTHEW

M a t t h ä u s 1

1 Dies ist das Buch von der Geburt JEsu Christi, der da ist ein Sohn Davids,
des Sohnes Abrahams.
2 Abraham zeugete Isaak. Isaak zeugete Jakob. Jakob zeugete Juda und
seine Brüder.
3 Juda zeugete Pharez und Saram von der Thamar. Pharez zeugete Hezron.
Hezron zeugete Ram.
4 Ram zeugete Aminadab. Aminadab zeugete Nahasson. Nahasson zeugete
Salma.
5 Salma zeugete Boas von der Rahab. Boas zeugete Obed von der Ruth.
Obed zeugete Jesse.
6 Jesse zeugete den König David. Der König David zeugete Salomo von dem
Weibe des Uria.
7 Salomo zeugete Roboam. Roboam zeugete Abia. Abia zeugete Assa.
8 Assa zeugete Josaphat. Josaphat zeugete Joram. Joram zeugte Osia.
9 Osia zeugete Jotham. Jotham zeugete Achas. Achas zeugete Ezechia.
10 Ezechia zeugete Manasse. Manasse zeugete Amon. Amon zeugete Josia.
11 Josia zeugete Jechonia und seine Brüder um die Zeit der babylonischen
Gefangenschaft.
12 Nach der babylonischen Gefangenschaft zeugete Jechonia Sealthiel.
Sealthiel zeugete Zorobabel.
13 Zorobabel zeugete Abiud. Abiud zeugete Eliachim. Eliachim zeugete
Asor.
14 Asor zeugete Zadoch. Zadoch zeugete Achin. Achin zeugete Eliud.
15 Eliud zeugete Eleasar. Eleasar zeugete Matthan. Matthan zeugete Jakob.
16 Jakob zeugete Joseph, den Mann Marias, von welcher ist geboren JEsus,
der da heißet Christus.
17 Alle Glieder von Abraham bis auf David sind vierzehn Glieder. Von David
bis auf die babylonische Gefangenschaft sind vierzehn Glieder. Von der babylonischen
Gefangenschaft bis auf Christum sind vierzehn Glieder.
18 Die Geburt Christi war aber also getan. Als Maria, seine Mutter, dem
Joseph vertrauet war, ehe er sie heimholete, erfand sich's, daß sie schwanger war von
dem Heiligen Geist.
19 Joseph aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht rügen, gedachte
aber sie heimlich zu verlassen.
20 Indem er aber also gedachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des HErrn
im Traum und sprach: Joseph, du Sohn Davids fürchte dich nicht, Maria, dein Gemahl,
zu dir zu nehmen; denn das in ihr geboren ist, das ist von dem Heiligen Geist.
21 Und sie wird einen Sohn gebären, des Namen sollst du JEsus heißen;
denn er wird sein Volk selig machen von ihren Sünden.
22 Das ist aber alles geschehen, auf daß erfüllet würde, was der HErr durch
den Propheten gesagt hat, der da spricht:
23 Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und
sie werden seinen Namen Emanuel heißen, das ist verdolmetschet, GOtt mit uns.
24 Da nun Joseph vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm des HErrn Engel
befohlen hatte, und nahm sein Gemahl zu sich.
25 Und erkannte sie nicht, bis sie ihren ersten Sohn gebar, und hieß seinen
Namen JEsus.

M a t t h ä u s 2

1 Da JEsus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des
Königs Herodes; siehe, da kamen die Weisen vom Morgenland gen Jerusalem und
sprachen:
2 Wo ist der neugeborne König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen
im Morgenland und sind kommen, ihn anzubeten.
3 Da das der König Herodes hörete, erschrak er und mit ihm das ganze
Jerusalem.
4 Und ließ versammeln alle Hohenpriester und Schriftgelehrten unter dem
Volk und erforschete von ihnen, wo Christus sollte geboren werden.
5 Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande. Denn also stehet
geschrieben durch den Propheten:.
6 Und du Bethlehem im jüdischen Lande bist mitnichten die kleinste unter
den Fürsten Judas; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel
ein HErr sei.
7 Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernete mit Fleiß von ihnen,
wann der Stern erschienen wäre,
8 und weisete sie gen Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig
nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so saget mir's wieder, daß ich auch komme
und es anbete.
9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern,
den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stund
oben über, da das Kindlein war.
10 Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut
11 und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner
Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten
ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen.
12 Und GOtt befahl ihnen im Traum, daß sie sich nicht sollten wieder zu
Herodes lenken. Und zogen durch einen andern Weg wieder in ihr Land.
13 Da sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des
HErrn dem Joseph im Traum und sprach: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine
Mutter zu dir und flieh nach Ägyptenland und bleibe allda, bis ich dir sage; denn es ist
vorhanden, daß Herodes das Kindlein suche, dasselbe umzubringen.
14 Und er stund auf und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich bei der
Nacht und entwich nach Ägyptenland.
15 Und blieb allda bis nach dem Tod des Herodes, auf daß erfüllet würde,
das der HErr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: Aus Ägypten habe ich
meinen Sohn gerufen.
16 Da Herodes nun sah, daß er von den Weisen betrogen war, ward er sehr
zornig und schickte aus und ließ alle Kinder zu Bethlehem töten und an ihren ganzen
Grenzen, die da zweijährig und drunter waren, nach der Zeit, die er mit Fleiß von den
Weisen erlernet hatte.
17 Da ist erfüllet, was gesagt ist von dem Propheten Jeremia, der da
spricht:
18 Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehöret, viel Klagens, Weinens
und Heulens; Rahel beweinete ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen denn es
war aus mit ihnen.
19 Da aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien der Engel des HErrn
Joseph im Traum in Ägyptenland
20 und sprach:. Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir
und zieh hin in das Land Israel; sie sind gestorben, die dem Kinde nach dem Leben
stunden.
21 Und er stund auf und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich und
kam in das Land Israel.
22 Da er aber hörete, daß Archelaus im jüdischen Lande König war anstatt
seines Vaters Herodes, fürchtete er sich, dahin zu kommen. Und im Traum empfing er
Befehl von GOtt und zog in die Örter des galiläischen Landes
23 und kam und wohnete in der Stadt, die da heißt Nazareth, auf daß
erfüllet würde, was da gesagt ist durch die Propheten: Er soll Nazarenus heißen.

M a t t h ä u s 3

1 Zu der Zeit kam Johannes der Täufer und predigte in der Wüste des
jüdischen Landes
2 und sprach: Tut Buße; das Himmelreich ist nahe herbeikommen!
3 Und er ist der, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat und gesprochen:
Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet dem HErrn den Weg und
machet richtig seine Steige!
4 Er aber, Johannes, hatte ein Kleid von Kamelhaaren und einen ledernen
Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber war Heuschrecken und wilder Honig.
5 Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem und das ganze jüdische Land
und alle Länder an dem Jordan
6 und ließen sich taufen von ihm im Jordan und bekannten ihre Sünden.
7 Da er nun viel Pharisäer und Sadduzäer sah zu seiner Taufe kommen,
sprach er zu ihnen: Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch geweiset, daß ihr dem
künftigen Zorn entrinnen werdet?
8 Sehet zu, tut rechtschaffene Früchte der Buße!
9 Denket nur nicht, daß ihr bei euch wollt sagen: Wir haben Abraham zum
Vater. Ich sage euch: GOtt vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu
erwecken.
10 Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher
Baum nicht gute Früchte bringet, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
11 Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist
stärker denn ich, dem ich auch nicht genugsam bin, seine Schuhe zu tragen; der wird
euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
12 Und er hat seine Worfschaufel in der Hand; er wird seine Tenne fegen
und den Weizen in seine Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit
ewigem Feuer
13 Zu der Zeit kam JEsus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, daß er
sich von ihm taufen ließe.
14 Aber Johannes wehrete ihm und sprach: Ich bedarf wohl, daß ich von dir
getauft werde, und du kommest zu mir?
15 JEsus aber antwortete und sprach zu ihm: Laß jetzt also sein; also
gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's ihm zu.
16 Und da JEsus getauft war, stieg er bald herauf aus dem Wasser; und
siehe, da tat sich der Himmel auf über ihm. Und Johannes sah den Geist GOttes gleich
als eine Taube herabfahren und über ihn kommen.
17 Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber
Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.

M a t t h ä u s 4

1 Da ward JEsus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er von dem Teufel
versucht würde.
2 Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.
3 Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du GOttes Sohn, so
sprich, daß diese Steine Brot werden.
4 Und er antwortete und sprach: Es stehet geschrieben: Der Mensch lebet
nicht vom Brot alleine, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund GOttes
gehet.
5 Da führete ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellete ihn auf
die Zinne des Tempels
6 und sprach zu ihm: Bist du GOttes Sohn, so laß dich hinab; denn es
stehet geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf
den Händen tragen, auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
7 Da sprach JEsus zu ihm: Wiederum stehet auch geschrieben: Du sollst
GOtt, deinen HErrn, nicht versuchen.
8 Wiederum führete ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und
zeigete ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit
9 und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und
mich anbetest.
10 Da sprach JEsus zu ihm: Heb' dich weg von mir, Satan! Denn es stehet
geschrieben: Du sollst anbeten GOtt, deinen HErrn, und ihm allein dienen.
11 Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und
dieneten ihm.
12 Da nun JEsus hörete, daß Johannes überantwortet war, zog er in das
galiläische Land.
13 und verließ die Stadt Nazareth, kam und wohnete zu Kapernaum, die da
liegt am Meer, an den Grenzen Zabulons und Nephthalims,
14 auf daß erfüllet würde, was da gesagt ist durch den Propheten Jesaja,
der da spricht:
15 Das Land Zabulon und das Land Nephtalim am Wege des Meers, jenseit
des Jordans, und das heidnische Galiläa,
16 das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen, und die da
saßen am Ort und Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen.
17 Von der Zeit an fing JEsus an zu predigen und zu sagen: Tut Buße; das
Himmelreich ist nahe herbeikommen!
18 Als nun JEsus an dem Galiläischen Meer ging, sah er zwei Brüder,
Simon, der da heißt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die warfen ihre Netze ins Meer;
denn sie waren Fischer.
19 Und er sprach zu ihnen: Folget mir nach; sich will euch zu
Menschenfischern machen.
20 Bald verließen sie ihre Netze und folgeten ihm nach.
21 Und da er von dannen fürbaß ging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus,
den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Schiff, mit ihrem Vater
Zebedäus, daß sie ihre Netze flickten; und er rief sie.
22 Bald verließen sie das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach.
23 Und JEsus ging umher im ganzen galiläischen Lande, lehrete in ihren
Schulen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilete allerlei Seuche und
Krankheit im Volk.
24 Und sein Gerücht erscholl in das ganze Syrienland. Und sie brachten zu
ihm allerlei Kranke, mit mancherlei Seuchen und Qual behaftet, die Besessenen die
Mondsüchtigen und die Gichtbrüchigen; und er machte sie alle gesund.
25 Und es folgete ihm nach viel Volks aus Galiläa, aus den zehn Städten,
von Jerusalem, aus dem jüdischen Lande und von jenseit des Jordans.

M a t t h ä u s 5

1 Da er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich, und seine
Jünger traten zu ihm.
2 Und er tat seinen Mund auf, lehrete sie und sprach:
3 Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr.
4 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie
sollen satt werden.
7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
8 Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden GOtt schauen.
9 Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden GOttes Kinder heißen.
10 Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das
Himmelreich ist ihr.
11 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und
verfolgen und reden allerlei Übles wider euch, so sie daran lügen.
12 Seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnt werden!
Denn also haben sie verfolget die Propheten, die vor euch gewesen sind.
13 Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man
salzen? Es ist zu nichts hinfort nütze, denn daß man es hinausschütte und lasse es die
Leute zertreten.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Es mag die Stadt, die auf einem Berge liegt,
nicht verborgen sein.
15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel,
sondern auf einen Leuchter, so leuchtet es denen allen, die im Hause sind.
16 Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke
sehen und euren Vater im Himmel preisen.
17 Ihr sollt nicht wähnen, daß ich kommen bin, das Gesetz oder die
Propheten aufzulösen. Ich bin nicht kommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.
18 Denn ich sage euch: Wahrlich, bis daß Himmel und Erde vergehe, wird
nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles
geschehe.
19 Wer nun eins von diesen kleinsten Geboten auflöset und lehret die Leute
also, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehret, der wird
groß heißen im Himmelreich.
20 Denn ich sage euch: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser denn der
Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
21 Ihr habt gehöret, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer
aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein.
22 Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts
schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha! der ist des Rats schuldig; wer aber
sagt: Du Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig.
23 Darum wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und wirst allda
eindenken, daß dein Bruder etwas wider dich habe,
24 so laß allda vor dem Altar deine Gabe und gehe zuvor hin und versöhne
dich mit deinem Bruder und alsdann komm und opfere deine Gabe.
25 Sei willfertig deinem Widersacher bald, dieweil du noch bei ihm auf dem
Wege bist, auf daß dich der Widersacher nicht dermaleinst überantworte dem Richter,
und der Richter überantworte dich dem Diener, und werdest in den Kerker geworfen.
26 Ich sage dir: Wahrlich, du wirst nicht von dannen herauskommen, bis du
auch den letzten Heller bezahlest.
27 Ihr habt gehöret, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht
ehebrechen.
28 Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansiehet, ihrer zu begehren, der hat
schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.
29 Ärgert dich aber dein rechtes Auge; so reiß es aus und wirf's von dir. Es
ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe, und nicht der ganze Leib in die Hölle
geworfen werde.
30 Ärgert dich deine rechte Hand, so haue sie ab, und wirf sie von dir. Es ist
dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe, und nicht der ganze Leib in die Hölle
geworfen werde.
31 Es ist auch gesagt: Wer sich von seinem Weibe scheidet, der soll ihr
geben einen Scheidebrief.
32 Ich aber sage euch: Wer sich von seinem Weibe scheidet (es sei denn
um Ehebruch), der macht, daß sie die Ehe bricht; und wer eine Abgeschiedene freiet,
der bricht die Ehe.
33 Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst keinen
falschen Eid tun und sollst GOtt deinen Eid halten.
34 Ich aber sage euch, daß ihr allerdinge nicht schwören sollt, weder bei
dem Himmel, denn er ist GOttes Stuhl;
35 noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem,
denn sie ist eines großen Königs Stadt.
36 Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht
ein einiges Haar weiß oder schwarz zu machen.
37 Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein; was darüber ist, das ist vom Übel.
38 Ihr habt gehört, daß da gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
39 Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern
so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch
dar.
40 Und so jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem laß
auch den Mantel.
41 Und so dich jemand nötiget eine Meile, so gehe mit ihm zwo.
42 Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der dir
abborgen will.
43 Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und
deinen Feind hassen.
44 Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut
wohl denen, die euch hassen, bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen,
45 auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel Denn er läßt seine Sonne
aufgehen über die Bösen und über die Guten und lässet regnen über Gerechte und
Ungerechte.
46 Denn so ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun
nicht dasselbe auch die Zöllner?
47 Und so ihr euch nur zu euren Brüdern freundlich tut, was tut ihr
Sonderliches? Tun nicht die Zöllner auch also?
48 Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel
vollkommen ist.

M a t t h ä u s 6

1 Habt acht auf eure Almosen, daß ihr die nicht gebet vor den Leuten, daß
ihr von ihnen gesehen werdet; ihr habt anders keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.
2 Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht lassen vor dir posaunen, wie
die Heuchler tun in den Schulen und auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten
gepreiset werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.
3 Wenn du aber Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was
die rechte tut,
4 auf daß dein Almosen verborgen, sei; und dein Vater, der in das
Verborgene siehet, wird dir's vergelten öffentlich.
5 Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler, die da gerne
stehen und beten in den Schulen und an den Ecken auf den Gassen, auf daß sie von den
Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.
6 Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließe die Tür zu
und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene
siehet, wird dir's vergelten öffentlich.
7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie
meinen, sie werden erhöret, wenn sie viel Worte machen.
8 Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichen. Euer Vater weiß, was ihr
bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet.
9 Darum sollt ihr also beten: Unser Vater in dem Himmel! Dein Name werde
geheiliget.
10 Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.
11 Unser täglich Brot gib uns heute.
12 Und vergib uns unsere Schulden, wie wir unsern Schuldigern vergeben.
13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
14 Denn so ihr den Menschen ihre Fehle vergebet, so wird euch euer
himmlischer Vater auch vergeben.
15 Wo ihr aber den Menschen ihre Fehle nicht vergebet, so wird euch euer
Vater eure Fehle auch nicht vergeben.
16 Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer sehen wie die Heuchler; denn sie
verstellen ihre Angesichte, auf daß sie vor den Leuten scheinen mit ihrem Fasten.
Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.
17 Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht,
18 auf daß du nicht scheinest vor den Leuten mit deinem Fasten, sondern
vor deinem Vater, welcher verborgen ist; und dein Vater, der in das Verborgene siehet,
wird dir's Vergelten öffentlich.
19 Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und
der Rost fressen, und da die Diebe nach graben und stehlen.
20 Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost
fressen, und da die Diebe nicht nach graben noch stehlen.
21 Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.
22 Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein
ganzer Leib licht sein.
23 Wenn aber dein Auge ein Schalk ist, so wird dein ganzer Leib finster
sein. Wenn aber das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis
selber sein!
24 Niemand kann zweien Herren dienen. Entweder er wird einen hassen
und den andern lieben, oder wird einem anhangen und den andern verachten. Ihr könnt
nicht GOtt dienen und dem Mammon.
25 Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und
trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben
mehr denn die Speise und der Leib mehr denn die Kleidung?
26 Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht,
sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nähret sie doch. Seid ihr
denn nicht viel mehr denn sie?
27 Wer ist unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen möge, ob er
gleich darum sorget?
28 Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schauet die Lilien auf dem Felde,
wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.
29 Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht
bekleidet gewesen ist als derselbigen eins.
30 So denn GOtt das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute
stehet und morgen in den Ofen geworfen wird, sollt er das nicht viel mehr euch tun, o
ihr Kleingläubigen?
31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen, was
werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden?
32 Nach solchem allem trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater
weiß, daß ihr des alles bedürfet.
33 Trachtet am ersten nach dem Reich GOttes und nach seiner
Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.
34 Darum sorget nicht für den andern Morgen; denn der morgende Tag
wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.

M a t t h ä u s 7

1 Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet!
2 Denn mit welcherlei Gerichte ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und
mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.
3 Was siehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge und wirst nicht
gewahr des Balkens in deinem Auge?
4 Oder wie darfst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter
aus deinem Auge ziehen! und siehe, ein Balken ist in deinem Auge?
5 Du Heuchler, zieh am ersten den Balken aus deinem Auge; danach
besiehe, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest!
6 Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben und eure Perlen sollt ihr
nicht vor die Säue werfen, auf daß sie dieselbigen nicht zertreten mit ihren Füßen und
sich wenden und euch zerreißen.
7 Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so
wird euch aufgetan.
8 Denn wer da bittet, der empfängt, und wer da suchet, der findet, und wer
da anklopft, dem wird aufgetan.
9 Welcher ist unter euch Menschen, so ihn sein Sohn bittet ums Brot, der
ihm einen Stein biete?
10 Oder so er ihn bittet um einen Fisch, der ihm eine Schlange biete?
11 So denn ihr, die ihr doch arg seid, könnt dennoch euren Kindern gute
Gaben geben, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn
bitten!
12 Alles nun, was ihr wollet, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr
ihnen; das ist das Gesetz und die Propheten.
13 Gehet ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit, und der Weg
ist breit, der zur Verdammnis abführet; und ihrer sind viel, die darauf wandeln.
14 Und die Pforte ist enge, und der Weg ist schmal, der zum Leben führet;
und wenig ist ihrer, die ihn finden.
15 Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu
euch kommen! Inwendig aber sind sie reißende Wölfe.
16 An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen
von den Dornen oder Feigen von den Disteln?
17 Also ein jeglicher guter Baum bringet gute Früchte; aber ein fauler Baum
bringet arge Früchte.
18 Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum
kann nicht gute Früchte bringen.
19 Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringet, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.
20 Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
21 Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HErr, HErr! in das Himmelreich
kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel
22 Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: HErr, HErr, haben wir
nicht in deinem Namen geweissaget, haben wir nicht in deinem Namen Teufel
ausgetrieben, haben wir nicht in deinem Namen viel Taten getan?
23 Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt;
weichet alle von mir, ihr Übeltäter!
24 Darum wer diese meine Rede höret und tut sie, den vergleiche ich einem
klugen Mann, der sein Haus auf einen Felsen bauete.
25 Da nun ein Platzregen fiel, und ein Gewässer kam, und weheten die
Winde und stießen an das Haus, fiel es doch nicht; denn es war auf einen Felsen
gegründet.
26 Und wer diese meine Rede höret und tut sie nicht, der ist einem
törichten Mann gleich, der sein Haus auf den Sand bauete.
27 Da nun ein Platzregen fiel, und kam ein Gewässer, und weheten die
Winde und stießen an das Haus, da fiel es und tat einen großen Fall.
28 Und es begab sich, da Jesus diese Rede vollendet hatte, entsetzte sich
das Volk über seine Lehre.
29 Denn er predigte gewaltig und nicht wie die Schriftgelehrten.

M a t t h ä u s 8

1 Da er aber vom Berge herabging, folgete ihm viel Volks nach.
2 Und siehe, ein Aussätziger kam und betete ihn an und sprach: HErr, so du
willst, kannst du mich wohl reinigen.
3 Und JEsus streckte seine Hand aus, rührete ihn an und sprach: Ich will's
tun; sei gereiniget! Und alsbald ward er von seinem Aussatz rein.
4 Und JEsus sprach zu ihm: Siehe zu, sag's niemand, sondern gehe hin und
zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat, zu einem Zeugnis
über sie.
5 Da aber JEsus einging zu Kapernaum, trat ein Hauptmann zu ihm, der bat
ihn
6 und sprach: HErr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gichtbrüchig und hat
große Qual.
7 JEsus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen.
8 Der Hauptmann antwortete und sprach: HErr, ich bin nicht wert, daß du
unter mein Dach gehest, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.
9 Denn ich bin ein Mensch, dazu der Obrigkeit untertan, und habe unter mir
Kriegsknechte; noch wenn ich sage zu einem: Gehe hin! so gehet er, und zum andern:
Komm her! so kommt er, und zu meinem Knecht: Tue das! so tut er's.
10 Da das JEsus hörete, verwunderte er sich und sprach zu denen, die ihm
nachfolgeten: Wahrlich, ich sage euch, solchen Glauben habe ich in Israel nicht funden.
11 Aber ich sage euch: Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend
und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen.
12 Aber die Kinder des Reichs werden ausgestoßen in die äußerste
Finsternis hinaus, da wird sein Heulen und Zähneklappen.
13 Und JEsus sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin; dir geschehe, wie du
geglaubt hast! Und sein Knecht ward gesund zu derselbigen Stunde.
14 Und JEsus kam in des Petrus Haus und sah, daß seine Schwieger lag und
hatte das Fieber.
15 Da griff er ihre Hand an, und das Fieber verließ sie. Und sie stund auf
und dienete ihnen.
16 Am Abend aber brachten sie viel Besessene zu ihm; und er trieb die
Geister aus mit Worten und machte allerlei Kranke gesund,
17 auf daß erfüllet würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der
da spricht: Er hat unsere Schwachheit auf sich, genommen und unsere Seuche hat er
getragen.
18 Und da JEsus viel Volks um sich sah, hieß er hinüber jenseit des Meeres
fahren.
19 Und es trat zu ihm ein Schriftgelehrter, der sprach zu ihm: Meister, ich
will dir folgen, wo du hingehest.
20 JEsus sagte zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem
Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege.
21 Und ein anderer unter seinen Jüngern sprach zu ihm: HErr, erlaube mir,
daß ich hingehe und zuvor meinen Vater begrabe.
22 Aber JEsus sprach zu ihm: Folge du mir und laß die Toten ihre Toten
begraben!
23 Und er trat in das Schiff, und seine Jünger folgeten ihm.
24 Und siehe, da erhub sich ein groß Ungestüm im Meer, also daß auch das
Schifflein mit Wellen bedeckt ward; und er schlief.
25 Und die Jünger traten zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: HERR,
hilf uns, wir verderben!
26 Da sagte er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam?
Und stund auf und bedräuete den Wind und das Meer; da ward es ganz stille.
27 Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was ist das für ein
Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam ist?
28 Und er kam jenseit des Meeres in die Gegend der Gergesener. Da liefen
ihm entgegen zwei Besessene, die kamen aus den Totengräbern und waren sehr
grimmig, also daß niemand dieselbige Straße wandeln konnte.
29 Und siehe, sie schrieen und sprachen: Ach JEsu, du Sohn GOttes, was
haben wir mit dir zu tun? Bist du herkommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist?
30 Es war aber ferne von ihnen eine große Herde Säue an der Weide.
31 Da baten ihn die Teufel und sprachen: Willst du uns austreiben, so
erlaube uns, in die Herde Säue zu fahren.
32 Und er sprach: Fahret hin! Da fuhren sie aus und fuhren in die Herde
Säue. Und siehe, die ganze Herde Säue stürzete sich mit einem Sturm ins Meer und
ersoffen im Wasser.
33 Und die Hirten flohen und gingen hin in die Stadt und sagten das alles,
und wie es mit den Besessenen ergangen war.
34 Und siehe, da ging die ganze Stadt heraus JEsu entgegen. Und da sie ihn
sahen, baten sie ihn, daß er von ihrer Grenze weichen wollte.

M a t t h ä u s 9

1 Da trat er in das Schiff und fuhr wieder herüber und kam in seine Stadt.
2 Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Gichtbrüchigen, der lag auf
einem Bette. Da nun JEsus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Sei
getrost, mein Sohn; deine Sünden sind dir vergeben.
3 Und siehe, etliche unter den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst:
Dieser lästert GOtt.
4 Da aber JEsus ihre Gedanken sah, sprach er: Warum denket ihr so Arges
in euren Herzen?
5 Welches ist leichter zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu
sagen: Stehe auf und wandele?
6 Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht habe auf Erden,
die Sünden zu vergeben, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Stehe auf, heb' dein Bett auf
und gehe heim!
7 Und er stund auf und ging heim.
8 Da das Volk das sah, verwunderte es sich und preisete GOtt, der solche
Macht den Menschen gegeben hat.
9 Und da JEsus von dannen ging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der
hieß Matthäus, und sprach zu ihm: Folge mir! Und er stund auf und folgete ihm.
10 Und es begab sich, da er zu Tische saß im Hause, siehe, da kamen viel
Zöllner und Sünder und saßen zu Tische mit JEsu und seinen Jüngern.
11 Da das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum
isset euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?
12 Da das JEsus hörete, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen des
Arztes nicht, sondern die Kranken.
13 Gehet aber hin und lernet, was das sei: Ich habe Wohlgefallen an
Barmherzigkeit und nicht am Opfer. Ich bin kommen, die Sünder zur Buße zu rufen und
nicht die Frommen.
14 Indes kamen die Jünger Johannes zu ihm und sprachen: Warum fasten
wir und die Pharisäer so viel, und deine Jünger fasten nicht?
15 JEsus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitleute Leid tragen,
solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam
von ihnen genommen wird; alsdann werden sie fasten.
16 Niemand flickt ein alt Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch; denn der
Lappen reißet doch wieder vom Kleid, und der Riß wird ärger.
17 Man fasset auch nicht Most in alte Schläuche; anders die Schläuche
zerreißen, und der Most wird verschüttet, und die Schläuche kommen um. Sondern man
fasset Most in neue Schläuche, so werden sie beide miteinander behalten.
18 Da er solches mit ihnen redete, siehe, da kam der Obersten einer und
fiel vor ihm nieder und sprach: HErr, meine Tochter ist jetzt gestorben; aber komm und
lege deine Hand auf sie, so wird sie lebendig.
19 Und JEsus stund auf und folgete ihm nach und seine Jünger.
20 Und siehe, ein Weib, das zwölf Jahre den Blutgang gehabt, trat von
hinten zu ihm und rührete seines Kleides Saum an.
21 Denn sie sprach bei sich selbst: Möcht' ich nur sein Kleid anrühren, so
würde ich gesund.
22 Da wandte sich JEsus um und sah sie und sprach: Sei getrost, meine
Tochter; dein Glaube hat dir geholfen. Und das Weib ward gesund zu derselbigen
Stunde.
23 Und als er in des Obersten Haus kam und sah die Pfeifer und das
Getümmel des Volks,
24 sprach er zu ihnen: Weichet! denn das Mägdlein ist nicht tot, sondern es
schläft. Und sie verlachten ihn.
25 Als aber das Volk ausgetrieben war, ging er hinein und ergriff sie bei der
Hand. Da stund das Mägdlein auf.
26 Und dies Gerücht erscholl in dasselbige ganze Land.
27 Und da JEsus von dannen fürbaß ging, folgeten ihm zwei Blinde nach, die
schrieen und sprachen: Ach, du Sohn Davids, erbarme dich unser!
28 Und da er heimkam, traten die Blinden zu ihm. Und JEsus sprach zu
ihnen: Glaubet ihr, daß ich euch solches tun kann? Da sprachen sie zu ihm: HErr, ja.
29 Da rührete er ihre Augen an und sprach: Euch geschehe nach eurem
Glauben.
30 Und ihre Augen wurden geöffnet. Und JEsus bedräuete sie und sprach:
Sehet zu, daß es niemand erfahre!
31 Aber sie gingen aus und machten ihn ruchbar im selbigen ganzen Lande.
32 Da nun diese waren hinauskommen, siehe, da brachten sie zu ihm einen
Menschen, der war stumm und besessen.
33 Und da der Teufel war ausgetrieben, redete der Stumme. Und das Volk
verwunderte sich und sprach: Solches ist noch nie in Israel gesehen worden.
34 Aber die Pharisäer sprachen: Er treibt die Teufel aus durch der Teufel
Obersten.
35 Und JEsus ging umher in alle Städte und Märkte, lehrete in ihren Schulen
und predigte das Evangelium von dem Reich und heilete allerlei Seuche und allerlei
Krankheit im Volke.
36 Und da er das Volk sah, jammerte ihn desselbigen; denn sie waren
verschmachtet und zerstreuet wie die Schafe, die keinen Hirten haben.
37 Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß; aber wenig sind der
Arbeiter.
38 Darum bittet den HErrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende!

M a t t h ä u s 10

1 Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die
unsaubern Geister, daß sie dieselbigen austrieben und heileten allerlei Seuche und
allerlei Krankheit.
2 Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: Der erste Simon, genannt
Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, des Zebedäus Sohn, und Johannes, sein
Bruder;
3 Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner;
Jakobus, des Alphäus Sohn; Lebbäus mit dem Zunamen Thaddäus;
4 Simon von Kana und Judas Ischariot, welcher ihn verriet.
5 Diese zwölf sandte JEsus, gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der
Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte,
6 sondern gehet hin zu den verloren Schafen aus dem Hause Israel.
7 Gehet aber und prediget und sprecht: Das Himmelreich ist nahe
herbeikommen.
8 Machet die Kranken gesund, reiniget die Aussätzigen, wecket die Toten
auf, treibet die Teufel aus! Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebet es auch.
9 Ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Erz in euren Gürteln haben,
10 auch keine Tasche zur Wegfahrt, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe,
auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert.
11 Wo ihr aber in eine Stadt oder Markt gehet, da erkundiget euch, ob
jemand darinnen sei, der es wert ist; und bei demselben bleibet, bis ihr von dannen
ziehet.
12 Wo ihr aber in ein Haus gehet, so grüßet dasselbige.
13 Und so es dasselbige Haus wert ist, wird euer Friede auf sie kommen.
Ist es aber nicht wert, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden.
14 Und wo euch jemand nicht annehmen wird noch eure Rede hören, so
gehet heraus von demselbigen Hause oder Stadt und schüttelt den Staub von euren
Füßen.
15 Wahrlich, ich sage euch, dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird
es erträglicher ergehen am Jüngsten Gericht denn solcher Stadt.
16 Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid
klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!
17 Hütet euch aber vor den Menschen! Denn sie werden euch
überantworten vor ihre Rathäuser und werden euch geißeln in ihren Schulen.
18 Und man wird euch vor Fürsten und Könige führen um meinetwillen
zum Zeugnis über sie und über die Heiden.
19 Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorget nicht, wie oder
was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden
sollt.
20 Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es,
der durch euch redet.
21 Es wird aber ein Bruder den andern zum Tod überantworten und der
Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider ihre Eltern und ihnen zum
Tode helfen.
22 Und müsset gehasset werden von jedermann um meines Namens
willen. Wer aber bis an das Ende beharret, der wird selig.
23 Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so fliehet in eine andere.
Wahrlich, ich sage euch, ihr werdet die Städte Israels nicht ausrichten, bis des Menschen
Sohn kommt.
24 Der Jünger ist nicht über seinen Meister noch der Knecht über den
Herrn.
25 Es ist dem Jünger genug, daß er sei wie sein Meister und der Knecht
wie sein Herr. Haben sie den Hausvater Beelzebub geheißen, wieviel mehr werden sie
seine Hausgenossen also heißen!
26 Darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Es ist nichts verborgen, das nicht
offenbar werde, und ist nichts heimlich, das man nicht wissen werde.
27 Was ich euch sage in Finsternis, das redet im Licht, und was ihr höret
in das Ohr, das prediget auf den Dächern.
28 Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele
nicht mögen töten. Fürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben
mag in die Hölle.
29 Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Noch fällt
derselbigen keiner auf die Erde ohne euren Vater.
30 Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählet.
31 Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser denn viele Sperlinge.
32 Darum, wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich bekennen
vor meinem himmlischen Vater.
33 Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch
verleugnen vor meinem himmlischen Vater.
34 Ihr sollt nicht wähnen, daß ich kommen sei, Frieden zu senden auf
Erden. Ich bin nicht kommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert.
35 Denn ich bin kommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater
und die Tochter wider ihre Mutter und die Schnur wider ihre Schwieger.
36 Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.
37 Wer Vater oder Mutter mehr liebet denn mich, der ist mein nicht wert;
und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert.
38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folget mir nach, der ist
mein nicht wert.
39 Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben
verlieret um meinetwillen, der wird's finden.
40 Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der
nimmt den auf, der mich gesandt hat.
41 Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, der wird
eines Propheten Lohn empfahen. Wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten
Namen, der wird eines Gerechten Lohn empfahen.
42 Und wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kalten Wassers
tränket in eines Jüngers Namen, wahrlich, ich sage euch, es wird ihm nicht unbelohnet
bleiben!

M a t t h ä u s 11

1 Und es begab sich, da JEsus solch Gebot zu seinen zwölf Jüngern
vollendet hatte, ging er von dannen fürbaß, zu lehren und zu predigen in ihren Städten.
2 Da aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi hörete, sandte er
seiner Jünger zwei.
3 und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines
andern warten?
4 JEsus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und saget Johannes
wieder, was ihr sehet und höret:
5 Die Blinden sehen, und die Lahmen gehen; die Aussätzigen werden rein,
und die Tauben hören; die Toten stehen auf, und den Armen wird das Evangelium
geprediget;
6 und selig ist, der sich nicht an mir ärgert.
7 Da die hingingen, fing JEsus an zu reden zu dem Volk von Johannes:
Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der
Wind hin und her webt?
8 Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen
in weichen Kleidern sehen? Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der Könige
Häusern.
9 Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten
sehen? Ja, ich sage euch, der auch mehr ist denn ein Prophet.
10 Denn dieser ist's, von dem geschrieben stehet: Siehe, ich sende
meinen Engel vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.
11 Wahrlich, ich sage euch, unter allen, die von Weibern geboren sind, ist
nicht aufkommen, der größer sei denn Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im
Himmelreich, ist größer denn er.
12 Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis hieher leidet das
Himmelreich Gewalt, und die Gewalt tun, die reißen es zu sich.
13 Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissaget bis auf
Johannes.
14 Und (so ihr's wollt annehmen) er ist Elias, der da soll zukünftig sein.
15 Wer Ohren hat zu hören, der höre!
16 Wem soll ich aber dies Geschlecht vergleichen? Es ist den Kindlein
gleich, die an dem Markt sitzen und rufen gegen ihre Gesellen
17 und sprechen: Wir haben euch gepfiffen, und ihr wolltet nicht tanzen;
wir haben euch geklaget, und ihr wolltet nicht weinen.
18 Johannes ist kommen, aß nicht und trank nicht; so sagen sie: Er hat
den Teufel.
19 Des: Menschen Sohn ist kommen, isset und trinket; so sagen sie:
Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und ein Weinsäufer, der Zöllner und der Sünder
Geselle! Und die Weisheit muß sich rechtfertigen lassen von ihren Kindern.
20 Da fing er an die Städte zu schelten, in welchen am meisten seiner
Taten geschehen waren, und hatten sich doch nicht gebessert:
21 Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Wären solche Taten zu Tyrus
und Sidon geschehen, wie bei euch geschehen sind, sie hätten vorzeiten im Sack und in
der Asche Buße getan.
22 Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen am
Jüngsten Gerichte denn euch.
23 Und du, Kapernaum, die du bist erhoben bis an den Himmel, du wirst
bis in die Hölle hinuntergestoßen werden. Denn so zu Sodom die Taten geschehen
wären, die bei dir geschehen sind, sie stünde noch heutigestages.
24 Doch ich sage euch: Es wird der Sodomer Land erträglicher ergehen am
Jüngsten Gerichte denn dir.
25 Zu derselbigen Zeit antwortete JEsus und sprach: Ich preise dich, Vater
und HErr Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast
und hast es den Unmündigen offenbaret.
26 Ja, Vater, denn es ist also wohlgefällig gewesen vor dir.
27 Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater. Und niemand kennet
den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn, und
wem es der Sohn will offenbaren.
28 Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will
euch erquicken!
29 Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin
sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

M a t t h ä u s 12

1 Zu der Zeit ging JEsus durch die Saat am Sabbat; und seine Jünger
waren hungrig, fingen an, Ähren auszuraufen, und aßen.
2 Da das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu ihm: Siehe, deine Jünger
tun, was sich nicht ziemt, am Sabbat zu tun.
3 Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David tat, da ihn
und die mit ihm waren, hungerte,
4 wie er in das Gotteshaus ging und aß die Schaubrote, die ihm doch nicht
ziemten zu essen, noch denen, die mit ihm waren, sondern allein den Priestern?
5 Oder habt ihr nicht gelesen im Gesetz, wie die Priester am Sabbat im
Tempel den Sabbat brechen und sind doch ohne Schuld?
6 Ich sage aber euch, daß hier der ist, der auch größer ist denn der
Tempel.
7 Wenn ihr aber wüßtet, was das sei: Ich habe Wohlgefallen an der
Barmherzigkeit und nicht am Opfer, hättet ihr die Unschuldigen nicht verdammt.
8 Des Menschen Sohn ist ein HErr auch über den Sabbat.
9 Und er ging von dannen fürbaß und kam in ihre Schule.
10 Und siehe, da war ein Mensch, der hatte eine verdorrete Hand. Und sie
fragten ihn und sprachen: Ist's auch recht am Sabbat heilen? auf daß sie eine Sache
wider ihn hätten.
11 Aber er sprach zu ihnen: Welcher ist unter euch, so er ein Schaf hat,
das ihm am Sabbat in eine Grube fällt, der es nicht ergreife und aufhebe?
12 Wieviel besser ist nun ein Mensch denn ein Schaf! Darum mag man
wohl am Sabbat Gutes tun.
13 Da sprach er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er
streckte sie aus; und sie ward ihm wieder gesund gleichwie die andere.
14 Da gingen die Pharisäer hinaus und hielten einen Rat über ihn, wie sie
ihn umbrächten.
15 Aber da JEsus das erfuhr, wich er von dannen. Und ihm folgte viel Volks
nach, und er heilete sie alle.
16 und bedräuete sie, daß sie ihn nicht meldeten,
17 auf daß erfüllet würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der
da spricht:
18 Siehe, das ist mein Knecht, den ich erwählet habe, und mein Liebster,
an dem meine Seele Wohlgefallen hat; ich will meinen Geist auf ihn legen, und er soll
den Heiden das Gericht verkündigen.
19 Er wird nicht zanken noch schreien, und man wird sein Geschrei nicht
hören auf den Gassen.
20 Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden
Docht wird er nicht auslöschen, bis daß er ausführe das Gericht zum Sieg.
21 Und die Heiden werden auf seinen Namen hoffen.
22 Da ward ein Besessener zu ihm gebracht, der war blind und stumm;
und er heilete ihn also, daß der Blinde und Stumme beides, redete und sah.
23 Und alles Volk entsetzte sich und sprach: Ist dieser nicht Davids Sohn?
24 Aber die Pharisäer, da sie es höreten, sprachen sie: Er treibet die
Teufel nicht anders aus als durch Beelzebub, der Teufel Obersten.
25 JEsus vernahm aber ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Ein jeglich
Reich, so es mit sich selbst uneins wird, das wird wüste, und eine jegliche Stadt oder
Haus, so es mit sich selbst uneins wird, mag's nicht bestehen.
26 So denn ein Satan den andern austreibt, so muß er mit sich selbst
uneins sein; wie mag denn sein Reich bestehen?
27 So ich aber die Teufel durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben sie
eure Kinder aus? Darum werden sie eure Richter sein.
28 So ich aber die Teufel durch den Geist GOttes austreibe, so ist je das
Reich GOttes zu euch kommen.
29 Oder wie kann jemand in eines Starken Haus gehen und ihm seinen
Hausrat rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde und alsdann ihm sein Haus
beraube?
30 Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich, und wer nicht mit mir
sammelt, der zerstreuet.
31 Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen
vergeben, aber die Lästerung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben.
32 Und wer etwas redet wider des Menschen Sohn, dem wird es vergeben;
aber wer etwas redet wider den Heiligen Geist, dem wird's nicht vergeben, weder in
dieser noch in jener Welt.
33 Setzet entweder einen guten Baum, so wird die Frucht gut; oder setzet
einen faulen Baum, so wird die Frucht faul; denn an der Frucht erkennet man den Baum.
34 Ihr Otterngezüchte, wie könnet ihr Gutes reden, dieweil ihr böse seid?
Wes das Herz voll ist, des gehet der Mund über.
35 Ein guter Mensch bringet Gutes hervor aus seinem guten Schatz des
Herzens, und ein böser Mensch bringet Böses hervor aus seinem bösen Schatz.
36 Ich sage euch aber, daß die Menschen müssen Rechenschaft geben am
Jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Wort, das sie geredet haben.
37 Aus deinen Worten wirst du gerechtfertiget werden und aus deinen
Worten wirst du verdammt werden.
38 Da antworteten etliche unter den Schriftgelehrten und Pharisäern und
sprachen: Meister, wir wollten gerne ein Zeichen von dir sehen.
39 Und er antwortete und sprach zu ihnen: Die böse und ehebrecherische
Art sucht ein Zeichen, und es wird ihr kein Zeichen gegeben werden denn das Zeichen
des Propheten Jona.
40 Denn gleichwie Jona war drei Tage und drei Nächte in des Walfisches
Bauch, also wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte mitten in der Erde sein.
41 Die Leute von Ninive werden auftreten am Jüngsten Gerichte mit
diesem Geschlechte und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt
des Jona. Und siehe, hier ist mehr denn Jona.
42 Die Königin von Mittag wird auftreten am Jüngsten Gerichte mit diesem
Geschlecht und wird es verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, Salomos
Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr denn Salomo.
43 Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so
durchwandelt er dürre Stätten, suchet Ruhe und findet sie nicht.
44 Da spricht er denn: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich
gegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er's müßig, gekehret und geschmückt.
45 So gehet er hin und nimmt zu sich sieben andere Geister, die ärger
sind denn er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie allda, und wird mit
demselben Menschen hernach ärger, denn es vorhin war. Also wird's auch diesem argen
Geschlecht gehen.
46 Da er noch also zu dem Volk redete, siehe, da stunden seine Mutter
und seine Brüder draußen, die wollten mit ihm reden.
47 Da sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen
draußen und wollen mit dir reden.
48 Er antwortete aber und sprach zu dem, der es ihm ansagte: Wer ist
meine Mutter, und wer sind meine Brüder?
49 Und reckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das
ist meine Mutter und meine Brüder.
50 Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, derselbige ist mein
Bruder, Schwester und Mutter.

M a t t h ä u s 13

1 An demselbigen Tage ging JEsus aus dem Hause und setzte sich an das
Meer.
2 Und es versammelte sich viel Volks zu ihm, also daß er in das Schiff trat
und saß. Und alles Volk stund am Ufer.
3 Und er redete zu ihnen mancherlei durch Gleichnisse und sprach: Siehe,
es ging ein Sämann aus zu säen.
4 Und indem er säete, fiel etliches an den Weg; da kamen die Vögel und
fraßen's auf.
5 Etliches fiel in das Steinige; da es nicht viel Erde hatte, und ging bald
auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte.
6 Als aber die Sonne aufging, verwelkte es, und dieweil es nicht Wurzel
hatte, ward es dürr.
7 Etliches fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf und
erstickten's.
8 Etliches fiel auf ein gut Land und trug Frucht, etliches hundertfältig,
etliches sechzigfältig, etliches dreißigfältig.
9 Wer Ohren hat zu hören, der höre!
10 Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen
durch Gleichnisse?
11 Er antwortete und sprach: Euch ist's gegeben, daß ihr, das Geheimnis
des Himmelreichs vernehmet; diesen aber ist's nicht gegeben.
12 Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber
nicht hat, von dem wird auch genommen, was er hat.
13 Darum rede ich zu ihnen durch Gleichnisse. Denn mit sehenden Augen
sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht; denn sie verstehen es nicht.
14 Und über ihnen wird die Weissagung Jesajas erfüllet, die da sagt: Mit
den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen, und mit sehenden Augen
werdet ihr sehen und werdet es nicht vernehmen.
15 Denn dieses Volkes Herz ist verstockt, und ihre Ohren hören übel, und
ihre Augen schlummern, auf daß sie nicht dermaleinst mit den Augen sehen und mit den
Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, daß ich ihnen hülfe.
16 Aber selig sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie
hören.
17 Wahrlich, ich sage euch: Viel Propheten und Gerechte haben begehrt zu
sehen, was ihr sehet, und haben's nicht gesehen, und zu hören, was ihr höret, und
haben's nicht gehöret.
18 So höret nun ihr dieses Gleichnis von dem Sämann!
19 Wenn jemand das Wort von dem Reich höret und nicht verstehet, so
kommt der Arge und reißet es hin, was da gesäet ist in sein Herz; und der ist's, der am
Wege gesäet ist.
20 Der aber auf das Steinige gesäet ist, der ist's, wenn jemand das Wort
höret und dasselbige bald aufnimmt mit Freuden.
21 Aber er hat nicht Wurzel in ihm, sondern er ist wetterwendisch; wenn
sich Trübsal und Verfolgung erhebt um des Worts willen, so ärgert er sich bald.
22 Der aber unter die Dornen gesäet ist, der ist's, wenn jemand das Wort
höret und die Sorge dieser Welt und Betrug des Reichtums erstickt das Wort und bringet
nicht Frucht.
23 Der aber in das gute Land gesäet ist, der ist's, wenn jemand das Wort
höret und verstehet es und dann auch Frucht bringet; und etlichen trägt hundertfältig,
etlicher aber sechzigfältig, etlicher dreißigfältig.
24 Er legte ihnen ein ander Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich ist
gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säete.
25 Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säete Unkraut
zwischen den Weizen und ging davon.
26 Da nun das Kraut wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das
Unkraut.
27 Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du
nicht guten Samen auf deinen Acker gesäet? Woher hat er denn das Unkraut?
28 Er sprach zu ihnen: Das hat der Feind getan. Da sprachen die Knechte:
Willst du denn, daß wir hingehen und es ausjäten?
29 Er aber sprach: Nein, auf daß ihr nicht zugleich den Weizen mit
ausraufet, so ihr das Unkraut ausjätet.
30 Lasset beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um der Ernte
Zeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in
Bündlein, daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheuern.
31 Ein ander Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Himmelreich ist
gleich einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und säete auf seinen Acker,
32 welches das kleinste ist unter allem Samen; wenn es aber erwächst, so
ist es das größte unter dem Kohl und wird ein Baum, daß die Vögel unter dem Himmel
kommen und wohnen unter seinen Zweigen.
33 Ein ander Gleichnis redete er zu ihnen: Das Himmelreich ist einem
Sauerteig gleich, den ein Weib nahm und vermengete ihn unter drei Scheffel Mehl, bis
daß es gar durchsäuert ward.
34 Solches alles redete JEsus durch Gleichnisse zu dem Volk und ohne
Gleichnisse redete er nicht zu ihnen,
35 auf daß erfüllet würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da
spricht: Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen und will aussprechen die
Heimlichkeiten von Anfang der Welt.
36 Da ließ JEsus das Volk von sich und kam heim. Und seine Jünger traten
zu ihm und sprachen: Deute uns dieses Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!
37 Er antwortete und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn ist's, der da
guten Samen säet.
38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das
Unkraut sind die Kinder der Bosheit.
39 Der Feind, der sie säet, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt.
Die Schnitter sind die Engel.
40 Gleichwie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennet, so
wird's auch am Ende dieser Welt gehen.
41 Des Menschen Sohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln
aus seinem Reich alle Ärgernisse und die da Unrecht tun,
42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und
Zähneklappen.
43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters
Reich. Wer Ohren hat zu hören, der höre!
44 Abermal ist gleich das Himmelreich einem verborgenen Schatz im
Acker, welchen ein Mensch fand und verbarg ihn und ging hin vor Freuden über
denselbigen und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.
45 Abermal ist gleich das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen
suchte.
46 Und da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was
er hatte, und kaufte dieselbige.
47 Abermal ist gleich das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen
ist, damit man allerlei Gattung fänget.
48 Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, sitzen und
lesen die guten in ein Gefäß zusammen; aber die faulen werfen sie weg.
49 Also wird es auch am Ende der Welt gehen. Die Engel werden ausgehen
und die Bösen von den Gerechten scheiden
50 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und
Zähneklappen sein.
51 Und JEsus sprach zu ihnen: Habt ihr das alles verstanden? Sie
sprachen: Ja, HErr.
52 Da sprach er: Darum, ein jeglicher Schriftgelehrter, zum Himmelreich
gelehrt, ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorträgt.
53 Und es begab sich da JEsus diese Gleichnisse vollendet hatte, ging er
von dannen
54 und kam in sein Vaterland und lehrete sie in ihren Schulen, also auch,
daß sie sich entsetzten und sprachen: Woher kommt diesem solche Weisheit und Taten?
55 Ist er nicht eines Zimmermanns Sohn? Heißt nicht seine Mutter Maria
und seine Brüder Jakob und Joses und Simon und Judas?
56 Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm
denn das alles?
57 Und ärgerten sich an ihm. JEsus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt
nirgend weniger denn in seinem Vaterlande und in seinem Hause.
58 Und er tat daselbst nicht viel Zeichen um ihres Unglaubens willen.

M a t t h ä u s 14

1 Zu der Zeit kam das Gerücht von JEsu vor den Vierfürsten Herodes.
2 Und er sprach zu seinen Knechten: Dieser ist Johannes der Täufer; er ist
von den Toten auferstanden, darum tut er solche Taten.
3 Denn Herodes hatte Johannes gegriffen, gebunden und in das Gefängnis
gelegt von wegen der Herodias, seines Bruders Philippus Weib.
4 Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: Es ist nicht recht, daß du sie
habest.
5 Und er hätte ihn gerne getötet, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn
sie hielten ihn für einen Propheten.
6 Da aber Herodes seinen Jahrestag beging, da tanzte die Tochter der
Herodias vor ihnen. Das gefiel Herodes wohl.
7 Darum verhieß er ihr mit einem Eide, er wollte ihr geben, was sie
fordern würde.
8 Und als sie zuvor von ihrer Mutter zugerichtet war, sprach sie: Gib mir
her auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers!
9 Und der König ward traurig; doch um des Eides willen und derer, die mit
ihm zu Tische saßen, befahl er's ihr zu geben.
10 Und schickte hin und enthauptete Johannes im Gefängnis.
11 Und sein Haupt ward hergetragen in einer Schüssel und dem Mägdlein
gegeben; und sie brachte es ihrer Mutter.
12 Da kamen seine Jünger und nahmen seinen Leib und begruben ihn und
kamen und verkündigten das JEsu.
13 Da das JEsus hörete, wich er von dannen auf einem Schiff in eine
Wüste allein. Und da das Volk das hörete, folgte es ihm nach zu Fuß aus den Städten.
14 Und JEsus ging hervor und sah das große Volk; und es jammerte ihn
derselbigen und heilete ihre Kranken.
15 Am Abend aber traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Dies ist eine
Wüste, und die Nacht fällt daher; laß das Volk von dir, daß sie hin in die Märkte gehen
und ihnen Speise kaufen.
16 Aber JEsus sprach zu ihnen: Es ist nicht not, daß sie hingehen; gebt ihr
ihnen zu essen!
17 Sie sprachen: Wir haben hier nichts denn fünf Brote und zwei Fische.
18 Und er sprach: Bringet mir sie her!
19 Und er hieß das Volk sich lagern auf das Gras und nahm die fünf Brote
und die zwei Fische, sah auf gen Himmel und dankte und brach's und gab die Brote den
Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk.
20 Und sie aßen alle und wurden satt und huben auf, was übrigblieb von
Brocken, zwölf Körbe voll.
21 Die aber gegessen hatten, der waren bei fünftausend Mann ohne
Weiber und Kinder.
22 Und alsbald trieb JEsus seine Jünger, daß sie in das Schiff traten und
vor ihm herüberfuhren, bis er das Volk von sich ließe.
23 Und da er das Volk von sich gelassen hatte, stieg er auf einen Berg
alleine, daß er betete. Und am Abend war er alleine daselbst.
24 Und das Schiff war schon mitten, auf dem Meer und litt Not von den
Wellen; denn der Wind war ihnen wider.
25 Aber in der vierten Nachtwache kam JEsus zu ihnen und ging auf dem
Meer.
26 Und da ihn die Jünger sahen auf dem Meer gehen, erschraken sie und
sprachen: Es ist ein Gespenst! und schrieen vor Furcht.
27 Und alsbald redete JEsus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin's;
fürchtet euch nicht!
28 Petrus aber antwortete ihm und sprach: HErr, bist du es, so heiß mich
zu dir kommen auf dem Wasser.
29 Und er sprach: Komm her! Und Petrus trat aus dem Schiff und ging auf
dem Wasser, daß er zu JEsu käme.
30 Er sah aber einen starken Wind. Da erschrak er und hub an zu sinken,
schrie und sprach: HErr, hilf mir!
31 JEsus aber reckte bald die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm:
O du Kleingläubiger, warum zweifeltest du?
32 Und sie traten in das Schiff, und der Wind legte sich.
33 Die aber im Schiff waren, kamen und fielen vor ihm nieder und
sprachen: Du bist wahrlich GOttes Sohn.
34 Und sie schifften hinüber und kämen in das Land Genezareth.
35 Und da die Leute am selbigen Ort sein gewahr wurden, schickten sie
aus in das ganze Land umher und brachten allerlei Ungesunde zu ihm
36 und baten ihn, daß sie nur seines Kleides Saum anrühreten. Und alle,
die da anrühreten, wurden gesund.

M a t t h ä u s 15

1 Da kamen zu ihm die Schriftgelehrten und Pharisäer von Jerusalem und
sprachen:
2 Warum übertreten deine Jünger der Ältesten Aufsätze? Sie waschen ihre
Hände nicht, wenn sie Brot essen.
3 Er antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet denn ihr GOttes
Gebot um eurer Aufsätze willen?
4 GOtt hat geboten: Du sollst Vater und Mutter ehren; wer aber Vater und
Mutter flucht, der soll des Todes sterben.
5 Aber ihr lehret: Wer zum Vater oder zur Mutter spricht: Wenn ich's
opfere, so ist's dir viel nützer, der tut wohl.
6 Damit geschiehet es, daß niemand hinfort seinen Vater oder seine Mutter
ehret; und habt also GOttes Gebot aufgehoben um eurer Aufsätze willen.
7 Ihr Heuchler, es hat wohl Jesaja von euch geweissaget und gesprochen:
8 Dies Volk nahet sich zu mir mit seinem Munde und ehret mich mit seinen
Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir.
9 Aber vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die
nichts denn Menschengebot sind.
10 Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: Höret zu und
vernehmet's!
11 Was zum Munde eingehet, das verunreiniget den Menschen nicht,
sondern was zum Munde ausgehet, das verunreiniget den Menschen.
12 Da traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Weißt du auch, daß sich
die Pharisäer ärgerten, da sie das Wort höreten?
13 Aber er antwortete und sprach: Alle Pflanzen, die mein himmlischen
Vater nicht gepflanzet, die werden ausgereutet.
14 Lasset sie fahren! Sie sind blind und Blindenleiter. Wenn aber ein
Blinder den andern leitet, so fallen sie beide in die Grube.
15 Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Deute uns dies Gleichnis!
16 Und JEsus sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch noch unverständig?
17 Merket ihr noch nicht, daß alles, was zum Munde eingehet, das gehet in
den Bauch und wird durch den natürlichen Gang ausgeworfen?
18 Was aber zum Munde herausgehet, das kommt aus dem Herzen, und
das verunreiniget den Menschen.
19 Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken: Mord, Ehebruch,
Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästerung.
20 Das sind die Stücke, die den Menschen verunreinigen. Aber mit
ungewaschenen Händen essen verunreiniget den Menschen nicht.
21 Und JEsus ging aus von dannen und entwich in die Gegend von Tyrus
und Sidon.
22 Und siehe, ein kanaanäisch Weib ging aus derselbigen Grenze und
schrie ihm nach und sprach: Ach HErr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine
Tochter wird vom Teufel übel geplaget.
23 Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger, baten
ihn und sprachen: Laß sie doch von dir; denn sie schreiet uns nach.
24 Er antwortete aber und sprach: Ich bin nicht gesandt, denn nur zu den
verlornen Schafen von dem Hause Israel.
25 Sie kam aber und fiel vor ihm nieder und sprach: HErr, hilf mir!
26 Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht fein, daß man den Kindern
ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.
27 Sie sprach: Ja, HErr; aber doch essen die Hündlein von den Brosamen,
die von ihrer Herren Tisch fallen.
28 Da antwortete JEsus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß;
dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter ward gesund zu derselbigen Stunde.
29 Und JEsus ging von dannen fürbaß und kam an das galiläischen Meer
und ging auf einen Berg und setzte sich allda.
30 Und es kam zu ihm viel Volks die hatten mit sich Lahme, Blinde,
Stumme, Krüppel und viel andere und warfen sie JEsu vor die Füße; und er heilete sie,
31 daß sich das Volk verwunderte, da sie sahen, daß die Stummen
redeten, die Krüppel gesund waren, die Lahmen gingen, die Blinden sahen, und
preiseten den GOtt Israels.
32 Und JEsus rief seine Jünger zu sich und sprach: Es jammert mich des
Volks; denn sie beharren nun wohl drei Tage bei mir und haben nichts zu essen; und ich
will sie nicht ungegessen von mir lassen, auf daß sie nicht verschmachten auf dem
Wege.
33 Da sprachen zu ihm seine Jünger: Woher mögen wir so viel Brots
nehmen in der Wüste, daß wir so viel Volks sättigen?
34 Und JEsus sprach zu ihnen: Wieviel Brots habt ihr? Sie sprachen:
Sieben und ein wenig Fischlein.
35 Und er hieß das Volk sich lagern auf die Erde.
36 Und nahm die sieben Brote und die Fische, dankete, brach sie und gab
sie seinen Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk.
37 Und sie aßen alle und wurden satt und huben auf, was überblieb von
Brocken, sieben Körbe voll.
38 Und die da gegessen hatten, der waren viertausend Mann,
ausgenommen Weiber und Kinder.
39 Und da er das Volk hatte von sich gelassen, trat er in ein Schiff und
kam in die Grenze Magdala.

M a t t h ä u s 16

1 Da traten die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm, die versuchten ihn und
forderten, daß er sie ein Zeichen vom Himmel sehen ließe.
2 Aber er antwortete und sprach: Des Abends sprechet ihr: Es wird ein
schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot;
3 und des Morgens sprechet ihr: Es wird heute Ungewitter sein, denn der
Himmel ist rot und trübe. Ihr Heuchler! Des Himmels Gestalt könnet ihr urteilen; könnet
ihr denn nicht auch die Zeichen dieser Zeit urteilen?
4 Diese böse und ehebrecherische Art sucht ein Zeichen, und soll ihr kein
Zeichen gegeben werden denn das Zeichen des Propheten Jona. Und er ließ sie und ging
davon.
5 Und da seine Jünger waren hinübergefahren, hatten sie vergessen, Brot
mit sich zu nehmen.
6 JEsus aber sprach zu ihnen: Sehet zu und hütet euch vor dem Sauerteig
der Pharisäer und Sadduzäer!
7 Da dachten sie bei sich selbst und sprachen: Das wird's sein, daß wir
nicht haben Brot mit uns genommen.
8 Da das JEsus vernahm, sprach er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, was
bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht habt Brot mit euch genommen?
9 Vernehmet ihr noch nichts? Gedenket ihr nicht an die fünf Brote unter
die Fünftausend und wieviel Körbe ihr da aufhubet?
10 Auch nicht an die sieben Brote unter die Viertausend, und wieviel Körbe
ihr da aufhubet?
11 Wie verstehet ihr denn nicht, daß ich euch nicht sage vom Brot, wenn
ich sage: Hütet euch vor dem Sauerteige der Pharisäer und Sadduzäer?
12 Da verstunden sie, daß er nicht gesagt hatte, daß sie sich hüten sollten
vor dem Sauerteige des Brots, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.
13 Da kam JEsus in die Gegend der Stadt Cäsarea Philippi und fragte seine
Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, daß des Menschen Sohn sei?
14 Sie sprachen: Etliche sagen, du seiest Johannes der Täufer; die andern,
du seiest Elia; etliche, du seiest Jeremia oder der Propheten einer.
15 Er sprach zu ihnen: Wer sagt denn ihr, daß ich sei?
16 Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des
lebendigen GOttes Sohn.
17 Und JEsus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas
Sohn; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
18 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich
bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
19 Und will dir des Himmelreichs Schlüssel geben. Alles, was du auf Erden
binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen
wirst, soll auch im Himmel los sein.
20 Da verbot er seinen Jüngern, daß sie niemand sagen sollten, daß er
JEsus, der Christ, wäre.
21 Von der Zeit an fing JEsus an und zeigte seinen Jüngern, wie er müßte
hin gen Jerusalem gehen und viel leiden von den Ältesten und Hohenpriestern und
Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.
22 Und Petrus nahm ihn zu sich, fuhr ihn an und sprach: HErr, schone dein
selbst; das widerfahre dir nur nicht!
23 Aber er wandte sich um und sprach zu Petrus: Heb dich, Satan, von
mir! Du bist mir ärgerlich; denn du meinest nicht, was göttlich, sondern was menschlich
ist.
24 Da sprach JEsus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der
verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.
25 Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein
Leben verlieret um meinetwillen, der wird's finden.
26 Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme
doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele
wieder löse?
27 Denn es wird je geschehen, daß des Menschen Sohn komme in der
Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln; und alsdann wird er einem jeglichen
vergelten nach seinen Werken.
28 Wahrlich, ich sage euch, es stehen etliche hier, die nicht schmecken
werden den Tod, bis daß sie des Menschen Sohn kommen sehen in seinem Reich.

M a t t h ä u s 17

1 Und nach sechs Tagen nahm JEsus zu sich Petrus und Jakobus und
Johannes, seinen Bruder, und führete sie beiseits auf einen hohen Berg.
2 Und ward verkläret vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die
Sonne, und seine Kleider wurden weiß als ein Licht.
3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia, die redeten mit ihm.
4 Petrus aber antwortete und sprach zu JEsu: HErr, hier ist gut sein; willst
du, so wollen wir hier drei Hütten machen, dir eine, Mose eine und Elia eine.
5 Da er noch also redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke.
Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem
ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören.
6 Da das die Jünger höreten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken
sehr.
7 JEsus aber trat zu ihnen, rührete sie an und sprach: Stehet auf und
fürchtet euch nicht!
8 Da sie aber ihre Augen aufhuben, sahen sie niemand denn JEsus alleine.
9 Und da sie vom Berge herabgingen, gebot ihnen JEsus und sprach: Ihr
sollt dies Gesicht niemand sagen, bis des Menschen Sohn von den Toten auferstanden
ist.
10 Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Was sagen denn die
Schriftgelehrten, Elia müsse zuvor kommen?
11 JEsus antwortete und sprach zu ihnen: Elia soll ja zuvor kommen und
alles zurechtbringen.
12 Doch ich sage euch: Es ist Elia schon kommen, und sie haben ihn nicht
erkannt, sondern haben an ihm getan, was sie wollten. Also wird auch des Menschen
Sohn leiden müssen von ihnen.
13 Da verstunden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen
geredet hatte.
14 Und da sie zu dem Volk kamen, trat zu ihm ein Mensch und fiel ihm zu
Füßen
15 und sprach: HErr, erbarme dich über meinen Sohn; denn er ist
mondsüchtig und hat ein schweres Leiden; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser.
16 Und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, und sie konnten ihm
nicht helfen.
17 JEsus aber antwortete und sprach: O du ungläubige und verkehrte Art,
wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch dulden? Bringet mir ihn hieher!
18 Und JEsus bedräuete ihn; und der Teufel fuhr aus von ihm, und der
Knabe ward gesund zu derselbigen Stunde.
19 Da traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Warum
konnten wir ihn nicht austreiben?
20 JEsus aber antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Unglaubens
willen. Denn ich sage euch: Wahrlich, so ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so möget ihr
sagen zu diesem Berge: Heb' dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben, und euch
wird nichts unmöglich sein.
21 Aber diese Art fährt nicht aus denn durch Beten und Fasten.
22 Da sie aber ihr Wesen hatten in Galiläa, sprach JEsus zu ihnen: Es ist
zukünftig, daß des Menschen Sohn überantwortet werde in der Menschen Hände.
23 Und sie werden ihn töten; und am dritten Tage wird er auferstehen.
Und sie wurden sehr betrübt.
24 Da sie nun gen Kapernaum kamen, gingen zu Petrus, die den
Zinsgroschen einnahmen, und sprachen: Pflegt euer Meister nicht den Zinsgroschen zu
geben?
25 Er sprach: Ja. Und als er heimkam, kam ihm JEsus zuvor und sprach:
Was dünkt dich, Simon? Von wem nehmen die Könige auf Erden den Zoll oder Zins, von
ihren Kindern oder von den Fremden?
26 Da sprach zu ihm Petrus: Von den Fremden. JEsus sprach zu ihm: So
sind die Kinder frei.
27 Auf daß aber wir sie nicht ärgern, so gehe hin an das Meer und wirf die
Angel, und den ersten Fisch, der herauffährt, den nimm; und wenn du seinen Mund
auftust, wirst du einen Stater finden. Denselbigen nimm und gib ihn für mich und dich.

M a t t h ä u s 18

1 Zu derselbigen Stunde traten die Jünger zu JEsus und sprachen: Wer ist
doch der Größte im Himmelreich?
2 JEsus rief ein Kind zu sich und stellete das mitten unter sie
3 und sprach: Wahrlich, ich sage euch, es sei denn, daß ihr euch umkehret
und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
4 Wer nun sich selbst niedriget wie dies Kind, der ist der Größte im
Himmelreich.
5 Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich
auf.
6 Wer aber ärgert dieser Geringsten einen, die an mich glauben, dem wäre
besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget, und er ersäuft würde im Meer, da es
am tiefsten ist.
7 Wehe der Welt der Ärgernisse halben! Es muß ja Ärgernis kommen; doch
wehe dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt!
8 So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab und wirf
ihn von dir. Es ist dir besser, daß du zum Leben lahm oder als ein Krüppel eingehest,
denn daß du zwo Hände oder zwei Füße habest und werdest in das ewige Feuer
geworfen.
9 Und so dich dein Auge ärgert, reiß es aus und wirf's von dir. Es ist dir
besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, denn daß du zwei Augen habest und
werdest in das höllische Feuer geworfen.
10 Sehet zu, daß ihr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet! Denn ich
sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im
Himmel.
11 Denn des Menschen Sohn ist kommen, selig zu machen, was verloren
ist.
12 Was dünket euch? Wenn irgendein Mensch hundert Schafe hätte, und
eins unter denselbigen sich verirrete, läßt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen,
gehet hin und suchet das verirrte?
13 Und so sich's begibt, daß er's findet, wahrlich, ich sage euch, er freuet
sich darüber mehr denn über die neunundneunzig, die nicht verirret sind.
14 Also auch ist's vor eurem Vater im Himmel nicht der Wille, daß jemand
von diesen Kleinen verloren werde
15 Sündiget aber dein Bruder an dir, so gehe hin und strafe ihn zwischen
dir und ihm allein. Höret er dich, so hast du deinen Bruder gewonnen.
16 Höret er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir, auf daß alle
Sache bestehe auf zweier oder dreier Zeugen Mund.
17 Höret er die nicht, so sage es der Gemeinde. Höret er die Gemeinde
nicht, so halt ihn als einen Heiden und Zöllner.
18 Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im
Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los
sein.
19 Weiter sage ich euch: Wo zwei unter euch eins werden auf Erden,
warum es ist, das sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im
Himmel.
20 Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich
mitten unter ihnen.
21 Da trat Petrus zu ihm und sprach: HErr, wie oft muß ich denn meinem
Bruder, der an mir sündiget, vergeben? Ist's genug siebenmal?
22 JEsus sprach zu ihm: Ich sage dir, nicht siebenmal, sondern
siebenzigmal siebenmal.
23 Darum ist das Himmelreich gleich einem Könige, der mit seinen
Knechten rechnen wollte.
24 Und als er anfing zu rechnen, kam ihm einer vor, der war ihm
zehntausend Pfund schuldig.
25 Da er's nun nicht hatte zu bezahlen, hieß der Herr verkaufen ihn und
sein Weib und seine Kinder und alles, was er hatte, und bezahlen.
26 Da fiel der Knecht nieder und betete ihn an und sprach: Herr, habe
Geduld mit mir! Ich will dir's alles bezahlen.
27 Da jammerte den Herrn desselbigen Knechts und ließ ihn los, und die
Schuld erließ er ihm auch.
28 Da ging derselbige Knecht hinaus und fand einen seiner Mitknechte, der
war ihm hundert Groschen schuldig. Und er griff ihn an und würgete ihn und sprach:
Bezahle mir, was du mir schuldig bist!
29 Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Habe Geduld mit
mir! Ich will dir's alles bezahlen.
30 Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis
daß er bezahlete, was er schuldig war.
31 Da aber seine Mitknechte solches sahen, wurden sie sehr betrübt und
kamen und brachten vor ihren Herrn alles, was sich begeben hatte.
32 Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm: Du
Schalksknecht! Alle diese Schuld habe ich dir erlassen, dieweil du mich batest;
33 solltest du denn dich nicht auch erbarmen über deinen Mitknecht, wie
ich mich über dich erbarmet habe?
34 Und sein Herr ward zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis
daß er bezahlete alles, was er ihm schuldig war.
35 Also wird euch mein himmlischer Vater auch tun, so ihr nicht vergebet
von eurem Herzen, ein jeglicher seinem Bruder seine Fehle.

M a t t h ä u s 19

1 Und es begab sich, da JEsus diese Rede vollendet hatte, erhub er sich
aus Galiläa und kam in die Grenzen des jüdischen Landes jenseit des Jordans.
2 Und es folgete ihm viel Volks nach; und er heilete sie daselbst.
3 Da traten zu ihm die Pharisäer, versuchten ihn und sprachen zu ihm:
Ist's auch recht, daß sich ein Mann scheide von seinem Weibe um irgendeine Ursache?
4 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, daß, der
im Anfang den Menschen gemacht hat, der machte, daß ein Mann und Weib sein sollte,
5 und sprach: Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und an
seinem Weibe hangen, und werden die zwei ein Fleisch sein?
6 So sind sie nun nicht zwei, sondern ein Fleisch. Was nun GOtt
zusammengefüget hat, das soll der Mensch nicht scheiden.
7 Da sprachen sie: Warum hat denn Mose geboten; einen Scheidebrief zu
geben und sich von ihr zu scheiden?
8 Er sprach zu ihnen: Mose hat euch erlaubt, zu scheiden von euren
Weibern, von eures Herzens Härtigkeit wegen; von Anbeginn aber ist's nicht also
gewesen.
9 Ich sage aber euch: Wer sich von seinem Weibe scheidet (es sei denn
um der Hurerei willen) und freiet eine andere, der bricht die Ehe. Und wer die
Abgeschiedene freiet, der bricht auch die Ehe.
10 Da sprachen die Jünger zu ihm: Stehet die Sache eines Mannes mit
seinem Weibe also, so ist's nicht gut ehelich werden.
11 Er sprach aber zu ihnen: Das Wort fasset nicht jedermann, sondern
denen es gegeben ist.
12 Denn es sind etliche verschnitten, die sind aus Mutterleibe also
geboren, und sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten sind, und sind
etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreichs willen. Wer
es fassen mag, der fasse es.
13 Da wurden Kindlein zu ihm gebracht, daß er die Hände auf sie legte
und betete. Die Jünger aber fuhren sie an.
14 Aber JEsus sprach: Lasset die Kindlein und wehret ihnen nicht, zu mir
zu kommen; denn solcher ist das Himmelreich.
15 Und legte die Hände auf sie und zog von dannen.
16 Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Guter Meister, was soll ich
Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben?
17 Er aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn
der einige GOtt. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.
18 Da sprach er zu ihm: Welche? JEsus aber sprach: Du sollst nicht töten;
du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben;
19 ehre Vater und Mutter, und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich
selbst.
20 Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten von meiner
Jugend auf; was fehlet mir noch?
21 JEsus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe,
was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und
komm und folge mir nach.
22 Da der Jüngling das Wort hörete, ging er betrübt von ihm; denn er
hatte viel Güter.
23 JEsus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch, ein
Reicher wird schwerlich ins Himmelreich kommen.
24 Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein
Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich GOttes komme.
25 Da das seine Jünger höreten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Je,
wer kann denn selig werden?
26 JEsus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist's
unmöglich, aber bei GOtt sind alle Dinge möglich.
27 Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles
verlassen und sind dir nachgefolget; was wird uns dafür?
28 JEsus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, daß ihr, die ihr
mir seid nachgefolget, in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem
Stuhl seiner Herrlichkeit, werdet ihr auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf
Geschlechter Israels.
29 Und wer verläßt Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder
Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen, der wird's
hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben.
30 Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten
werden die Ersten sein.

M a t t h ä u s 20

1 Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der am Morgen ausging,
Arbeiter zu mieten in seinen Weinberg.
2 Und da er mit den Arbeitern eins ward um einen Groschen zum Taglohn,
sandte er sie in seinen Weinberg.
3 Und ging aus um die dritte Stunde und sah andere an dem Markt müßig
stehen
4 und sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch
geben, was recht ist.
5 Und sie gingen hin. Abermal ging er aus um die sechste und neunte
Stunde und tat gleich also.
6 Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere müßig stehen und
sprach zu ihnen: Was stehet ihr hier den ganzen Tag müßig?
7 Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand gedinget. Er sprach zu ihnen:
Gehet ihr auch hin in den Weinberg, und was recht sein wird, soll euch werden.
8 Da es nun Abend ward, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem
Schaffner: Rufe die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und hebe an an den letzten bis zu
den ersten.
9 Da kamen, die um die elfte Stunde gedinget waren, und empfing ein
jeglicher seinen Groschen.
10 Da aber die ersten kamen, meineten sie, sie würden mehr empfahen;
und sie empfingen auch ein jeglicher seinen Groschen.
11 Und da sie den empfingen, murreten sie wider den Hausvater
12 und sprachen: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du
hast sie uns gleich gemacht, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben.
13 Er antwortete aber und sagte zu einem unter ihnen: Mein Freund, ich
tue dir nicht unrecht. Bist du nicht mit mir eins worden um einen Groschen?
14 Nimm, was dein ist, und gehe hin! Ich will aber diesem letzten geben
gleichwie dir.
15 Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem Meinen?
Siehest du darum scheel, daß ich so gütig bin?
16 Also werden die Letzten die Ersten, und die Ersten die Letzten sein.
Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählet.
17 Und er zog hinauf gen Jerusalem und nahm zu sich die zwölf Jünger
besonders auf dem Wege und sprach zu ihnen:
18 Siehe, wir ziehen hinauf gen Jerusalem, und des Menschen Sohn wird
den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden, und sie werden ihn
verdammen zum Tode.
19 Und werden ihn überantworten den Heiden, zu verspotten und zu
geißeln und zu kreuzigen. Und am dritten Tage wird er wieder auferstehen.
20 Da trat zu ihm die Mutter der Kinder des Zebedäus mit ihren Söhnen,
fiel vor ihm nieder und bat etwas von ihm.
21 Und er sprach zu ihr: Was willst du? Sie sprach zu ihm: Laß diese
meine zwei Söhne sitzen in deinem Reiche, einen zu deiner Rechten und den andern zu
deiner Linken.
22 Aber JEsus antwortete und sprach: Ihr wisset nicht, was ihr bittet.
Könnet ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde, und euch taufen lassen mit der
Taufe, da ich mit getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Jawohl.
23 Und er sprach zu ihnen: Meinen Kelch sollt ihr zwar trinken und mit der
Taufe, da ich mit getauft werde, sollt ihr getauft werden, aber das Sitzen zu meiner
Rechten und Linken zu geben, stehet mir nicht zu, sondern denen es bereitet ist von
meinem Vater.
24 Da das die Zehn höreten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder.
25 Aber JEsus rief sie zu sich und sprach: Ihr wisset, daß die weltlichen
Fürsten herrschen, und die Oberherren haben Gewalt.
26 So soll es nicht sein unter euch, sondern so jemand will unter euch
gewaltig sein, der sei euer Diener;
27 und wer da will der Vornehmste sein, der sei euer Knecht,
28 gleichwie des Menschen Sohn ist nicht kommen, daß er ihm dienen
lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.
29 Und da sie von Jericho auszogen, folgte ihm viel Volks nach.
30 Und siehe, zwei Blinde saßen am Wege; und da sie höreten, daß JEsus
vorüberging, schrieen sie und sprachen: Ach HErr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!
31 Aber das Volk bedräuete sie, daß sie schweigen sollten. Aber sie
schrieen viel mehr und sprachen: Ach HErr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!
32 JEsus aber stund stille und rief sie und sprach: Was wollt ihr, daß ich
euch tun soll?
33 Sie sprachen zu ihm: HErr, daß unsere Augen aufgetan werden.
34 Und es jammerte JEsum und rührete ihre Augen an. Und alsbald
wurden ihre Augen wieder sehend, und sie folgten ihm nach.

M a t t h ä u s 21

1 Da sie nun nahe an Jerusalem kamen gen Bethphage an den Ölberg,
sandte JEsus seiner Jünger zwei
2 und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und
bald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ein Füllen bei ihr. Löset sie auf und
führet sie zu mir!
3 Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprechet: Der HErr bedarf
ihrer; sobald wird er sie euch lassen.
4 Das geschah aber alles, auf daß erfüllet würde, was gesagt ist durch den
Propheten, der da spricht:
5 Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und
reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin.
6 Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen JEsus befohlen hatte,
7 und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf
und setzten ihn darauf.
8 Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg; die andern hieben
Zweige von den Bäumen und streueten sie auf den Weg.
9 Das Volk aber, das vorging und nachfolgete, schrie und sprach:
Hosianna dem Sohn Davids! Gelobet sei, der da kommt in dem Namen des HErrn!
Hosianna in der Höhe!
10 Und als er zu Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und
sprach: Wer ist der?
11 Das Volk aber sprach: Das ist der JEsus, der Prophet von Nazareth aus
Galiläa.
12 Und Jesus ging zum Tempel GOttes hinein und trieb heraus alle
Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der
Taubenkrämer.
13 Und sprach zu ihnen: Es stehet geschrieben: Mein Haus soll ein
Bethaus heißen. Ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht.
14 Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilete sie.
15 Da aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten sahen die Wunder, die
er tat, und die Kinder im Tempel schreien und sagen: Hosianna dem Sohn Davids!
wurden sie entrüstet
16 und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? JEsus sprach zu
ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen: Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du
Lob zugerichtet?
17 Und er ließ sie da und ging zur Stadt hinaus gen Bethanien und blieb
daselbst.
18 Als er aber des Morgens wieder in die Stadt ging, hungerte ihn.
19 Und er sah einen Feigenbaum an dem Wege und ging hinzu und fand
nichts daran denn allein Blätter. Und sprach zu ihm: Nun wachse auf dir hinfort
nimmermehr keine Frucht! Und der Feigenbaum verdorrete alsbald.
20 Und da das die Jünger sahen, verwunderten sie sich und sprachen: Wie
ist der Feigenbaum sobald verdorret?
21 JEsus aber antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, so
ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein solches mit dem
Feigenbaum tun, sondern so ihr werdet sagen zu diesem Berge: Heb' dich auf und wirf
dich ins Meer! so wird's geschehen.
22 Und alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubet, so werdet ihr's
empfahen.
23 Und als er in den Tempel kam, traten zu ihm, als er lehrete, die
Hohenpriester und die Ältesten im Volk und sprachen: Aus was für Macht tust du das,
und wer hat dir die Macht gegeben?
24 JEsus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch ein Wort
fragen; so ihr mir das saget, will ich euch auch sagen, aus was für Macht ich das tue.
25 Woher war die Taufe Johannes? War sie vom Himmel oder von den
Menschen? Da gedachten sie bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie sei vom
Himmel gewesen, so wird er zu uns sagen: Warum glaubtet ihr ihm denn nicht?
26 Sagen wir aber, sie sei von Menschen gewesen, so müssen wir uns vor
dem Volk fürchten; denn sie hielten alle Johannes für einen Propheten.
27 Und sie antworteten JEsu und sprachen: Wir wissen's nicht. Da sprach
er zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Macht ich das tue.
28 Was dünket euch aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem
ersten und sprach: Mein Sohn, gehe hin und arbeite heute in meinem Weinberge.
29 Er antwortete aber und sprach: Ich will's nicht tun. Danach reuete es
ihn und ging hin.
30 Und er ging zum andern und sprach gleich also. Er antwortete aber und
sprach: Herr, ja! und ging nicht hin.
31 Welcher unter den zweien hat des Vaters Willen getan? Sie sprachen zu
ihm: Der erste. JEsus sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, die Zöllner und Huren
mögen wohl eher ins Himmelreich kommen denn ihr.
32 Johannes kam zu euch und lehrete euch den rechten Weg, und ihr
glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und ob ihr's wohl sahet,
tatet ihr dennoch nicht Buße, daß ihr ihm danach auch geglaubt hättet.
33 Höret ein ander Gleichnis! Es war ein Hausvater, der pflanzete einen
Weinberg und führete einen Zaun darum und grub eine Kelter darinnen und bauete
einen Turm und tat ihn den Weingärtnern aus und zog über Land.
34 Da nun herbeikam die Zeit der Früchte, sandte er seine Knechte zu den
Weingärtnern, daß sie seine Früchte empfingen.
35 Da nahmen die Weingärtner seine Knechte; einen stäupten sie, den
andern töteten sie, den dritten steinigten sie.
36 Abermal sandte er andere Knechte, mehr denn der ersten waren; und
sie taten ihnen gleich also.
37 Danach sandte er seinen Sohn zu ihnen und sprach: Sie werden sich
vor meinem Sohn scheuen.
38 Da aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander:
Das ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen!
39 Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberge hinaus und töteten
ihn.
40 Wenn nun der Herr des Weinbergs kommen wird, was wird er diesen
Weingärtnern tun?
41 Sie sprachen zu ihm: Er wird die Bösewichte übel umbringen und
seinen Weinberg andern Weingärtnern austun, die ihm die Früchte zu rechter Zeit
geben.
42 JEsus sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen in der Schrift: Der Stein,
den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein worden; von dem HErrn ist das
geschehen, und es ist wunderbarlich vor unsern Augen?
43 Darum sage ich euch: Das Reich GOttes wird von euch genommen und
den Heiden gegeben werden, die seine Früchte bringen.
44 Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf welchen er
aber fällt, den wird er zermalmen.
45 Und da die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse höreten,
vernahmen sie, daß er von ihnen redete.
46 Und sie trachteten danach, wie sie ihn griffen; aber sie fürchteten sich
vor dem Volk; denn es hielt ihn für einen Propheten.

M a t t h ä u s 22

1 Und JEsus antwortete und redete abermal durch Gleichnisse zu ihnen
und sprach:
2 Das Himmelreich ist gleich einem Könige, der seinem Sohne Hochzeit
machte.
3 Und sandte seine Knechte aus, daß sie die Gäste zur Hochzeit riefen;
und sie wollten nicht kommen.
4 Abermal sandte er andere Knechte aus und sprach: Saget den Gästen:
Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist
geschlachtet und alles bereit; kommet zur Hochzeit!
5 Aber sie verachteten das und gingen hin, einer auf seinen Acker, der
andere zu seiner Hantierung.
6 Etliche aber griffen seine Knechte, höhneten und töteten sie.
7 Da das der König hörete, ward er zornig und schickte seine Heere aus
und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an.
8 Da sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die
Gäste waren es nicht wert.
9 Darum gehet hin auf die Straßen und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet.
10 Und die Knechte gingen aus auf die Straßen und brachten zusammen,
wen sie fanden, Böse und Gute. Und die Tische wurden alle voll.
11 Da ging der König hinein, die Gäste zu besehen, und sah allda einen
Menschen, der hatte kein hochzeitlich Kleid an,
12 und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hereinkommen und hast doch
kein hochzeitlich Kleid an? Er aber verstummte.
13 Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße
und werfet ihn in die äußerste Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappen;
14 denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählet.
15 Da gingen die Pharisäer hin und hielten einen Rat, wie sie ihn fingen in
seiner Rede.
16 Und sandten zu ihm ihre Jünger samt des Herodes Dienern und
sprachen: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und lehrest den Weg GOttes recht
und fragest nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen.
17 Darum sage uns, was dünket dich? Ist's recht, daß man dem Kaiser
Zins gebe, oder nicht?
18 Da nun JEsus merkte ihre Schalkheit, sprach er: Ihr Heuchler, was
versuchet ihr mich?
19 Weiset mir die Zinsmünze! Und sie reichten ihm einen Groschen dar.
20 Und er sprach zu ihnen: Wes ist das Bild und die Überschrift?
21 Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebet
dem Kaiser, was des Kaisers ist, und GOtt, was GOttes ist.
22 Da sie das höreten, verwunderten sie sich und ließen ihn und gingen
davon.
23 An demselbigen Tage traten zu ihm die Sadduzäer, die da halten, es sei
kein Auferstehen, und fragten ihn
24 und sprachen: Meister, Mose hat gesagt: So einer stirbt und hat nicht
Kinder, so soll sein Bruder sein Weib freien und seinem Bruder Samen erwecken.
25 Nun sind bei uns gewesen sieben Brüder. Der erste freiete und starb,
und dieweil er nicht Samen hatte, ließ er sein Weib seinem Bruder.
26 Desselbengleichen der andere und der dritte bis an den siebenten.
27 Zuletzt nach allen starb auch das Weib.
28 Nun in der Auferstehung, wessen Weib wird sie sein unter den sieben?
Sie haben sie ja alle gehabt.
29 JEsus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irret und wisset die
Schrift nicht noch die Kraft GOttes.
30 In der Auferstehung werden sie weder freien noch sich freien lassen,
sondern sie sind gleich wie die Engel GOttes im Himmel.
31 Habt ihr aber nicht gelesen von der Toten Auferstehung, das euch
gesagt ist von GOtt, da er spricht:
32 Ich bin der GOtt Abrahams und der GOtt Isaaks und der GOtt Jakobs?
GOtt aber ist nicht ein GOtt der Toten, sondern der Lebendigen.
33 Und da solches das Volk hörete, entsetzten sie sich über seine Lehre.
34 Da aber die Pharisäer höreten, daß er den Sadduzäern das Maul
gestopft hatte, versammelten sie sich.
35 Und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und sprach:
36 Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz?
37 JEsus aber sprach zu ihm: Du sollst lieben GOtt, deinen HErrn, von
ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.
38 Dies ist das vornehmste und größte Gebot.
39 Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie
dich selbst.
40 In diesen zweien Geboten hanget das ganze Gesetz und die Propheten.
41 Da nun die Pharisäer beieinander waren, fragte sie JEsus
42 und sprach: Wie dünket euch um Christus? Wes Sohn ist er? Sie
sprachen: Davids.
43 Er sprach zu ihnen: Wie nennet ihn denn David im Geist einen HErrn,
da er sagt:
44 Der HErr hat gesagt zu meinem HErrn: Setze dich zu meiner Rechten,
bis daß ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße.
45 So nun David ihn einen HErrn nennet, wie ist er denn sein Sohn?
46 Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, und durfte auch niemand
von dem Tage an hinfort ihn fragen.

M a t t h ä u s 23

1 Da redete JEsus zu dem Volk und zu seinen Jüngern
2 und sprach: Auf Moses Stuhl sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer.
3 Alles nun, was sie euch sagen, daß ihr halten sollet, das haltet und tut's;
aber nach ihren Werken sollt ihr nicht tun. Sie sagen's wohl und tun's nicht.
4 Sie binden aber schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den
Menschen auf den Hals; aber sie wollen dieselben nicht mit einem Finger regen.
5 Alle ihre Werke aber tun sie, daß sie von den Leuten gesehen werden.
Sie machen ihre Denkzettel breit und die Säume an ihren Kleidern groß.
6 Sie sitzen gern obenan über Tisch und in den Schulen
7 und haben's gerne, daß sie gegrüßet werden auf dem Markt und von den
Menschen Rabbi genannt werden.
8 Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer, ist euer
Meister, Christus; ihr aber seid alle Brüder.
9 Und sollet niemand Vater heißen auf Erden; denn einer ist euer Vater,
der im Himmel ist.
10 und ihr sollt euch nicht lassen Meister nennen; denn einer ist euer
Meister, Christus.
11 Der Größte unter euch soll euer Diener sein.
12 Denn wer sich selbst erhöhet, der wird erniedriget, und wer sich selbst
erniedriget, der wird erhöhet.
13 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das
Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr kommet nicht hinein, und die hinein
wollen, lasset ihr nicht hineingehen.
14 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der
Witwen Häuser fresset und wendet lange Gebete vor! Darum werdet ihr desto mehr
Verdammnis empfahen.
15 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land
und Wasser umziehet, daß ihr einen Judengenossen machet! Und wenn er's worden ist,
macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, zwiefältig mehr, denn ihr seid.
16 Wehe euch, verblendete Leiter, die ihr saget: Wer da schwöret bei dem
Tempel, das ist nichts; wer aber schwöret bei dem Golde am Tempel, der ist schuldig.
17 Ihr Narren und Blinden, was ist größer, das Gold oder der Tempel, der
das Gold heiliget?
18 Wer da schwöret bei dem Altar; das ist nichts; wer aber schwöret bei
dem Opfer, das droben ist, der ist schuldig.
19 Ihr Narren und Blinden, was ist größer, das Opfer oder der Altar, der
das Opfer heiliget?
20 Darum, wer da schwöret bei dem Altar, der schwöret bei demselben
und bei allem, was droben ist.
21 Und wer da schwöret bei dem Tempel, der schwöret bei demselbigen
und bei dem, der drinnen wohnet.
22 Und wer da schwöret bei dem Himmel, der schwöret bei dem Stuhl
GOttes und bei dem, der darauf sitzt.
23 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr
verzehntet die Minze, Till und Kümmel und lasset dahinten das Schwerste im Gesetz,
nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben. Dies sollte man tun und jenes
nicht lassen.
24 Ihr verblendete Leiter, die ihr Mücken seihet und Kamele verschlucket!
25 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die
Becher und Schüsseln auswendig reinlich haltet, inwendig aber ist's voll Raubes und
Fraßes.
26 Du blinder Pharisäer, reinige zum ersten das Inwendige am Becher und
Schüssel, auf daß auch das Auswendige rein werde!
27 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr gleich
seid wie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig
sind sie voller Totenbeine und alles Unflats.
28 Also auch ihr; von außen scheinet ihr vor den Menschen fromm, aber
inwendig seid ihr voller Heuchelei und Untugend.
29 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der
Propheten Gräber bauet und schmücket der Gerechten Gräber
30 und sprechet: Wären wir zu unserer Väter Zeiten gewesen, so wollten
wir nicht teilhaftig sein mit ihnen an der Propheten Blut.
31 So gebt ihr zwar über euch selbst Zeugnis, daß ihr Kinder seid derer
die, die Propheten getötet haben.
32 Wohlan, erfüllet auch ihr das Maß eurer Väter!
33 Ihr Schlangen, ihr Otterngezüchte, wie wollt ihr der höllischen
Verdammnis entrinnen?
34 Darum siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und
Schriftgelehrte; und derselbigen werdet ihr etliche töten und kreuzigen und etliche
werdet ihr geißeln in euren Schulen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zu der
andern,
35 auf daß über euch komme alles das gerechte Blut, das vergossen ist
auf Erden, von dem Blut an des gerechten Abels bis aufs Blut Zacharias, Barachias Sohn,
welchen ihr getötet habt zwischen dem Tempel und Altar.
36 Wahrlich, ich sage euch, daß solches alles wird über dies Geschlecht
kommen.
37 Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigest, die
zu dir gesandt sind, wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne
versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!
38 Siehe, euer Haus soll euch wüste gelassen werden.
39 Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr
sprechet: Gelobet sei, der da kommt im Namen des HErrn!

M a t t h ä u s 24

1 Und JEsus ging hinweg von dem Tempel, und seine Jünger traten zu
ihm, daß sie ihm zeigeten des Tempels Gebäu.
2 JEsus aber sprach zu ihnen: Sehet ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage
euch, es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.
3 Und als er auf dem Ölberge saß, traten zu ihm seine Jünger besonders
und sprachen: Sage uns, wann wird das geschehen, und welches wird das Zeichen sein
deiner Zukunft und der Welt Ende?
4 JEsus aber antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, daß euch nicht
jemand verführe!
5 Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin
Christus! und werden viele verführen.
6 Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und
erschrecket nicht! Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende
da.
7 Denn es wird sich empören ein Volk über das andere und ein Königreich
über das andere, und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben hin und
wieder.
8 Da wird sich allererst die Not anheben.
9 Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal und werden euch
töten. Und ihr müsset gehasset werden um meines Namens willen von allen Völkern.
10 Dann werden sich viele ärgern und werden sich untereinander verraten
und werden sich untereinander hassen.
11 Und es werden sich viel falsche Propheten erheben und werden viele
verführen.
12 Und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhandnehmen, wird die Liebe
in vielen erkalten.
13 Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig.
14 Und es wird geprediget werden das Evangelium vom Reich in der
ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker; und dann wird das Ende kommen.
15 Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung, davon gesagt
ist durch den Propheten Daniel, daß er stehet an der heiligen Stätte (wer das lieset, der
merke darauf!),
16 alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist;
17 und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hernieder, etwas aus seinem
Hause zu holen;
18 und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht um, seine Kleider zu holen.
19 Wehe aber den Schwangern und Säugerinnen zu der Zeit!
20 Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat,
21 Denn es wird alsdann eine große Trübsal sein, als nicht gewesen ist von
Anfang der Welt bisher und als auch nicht werden wird.
22 Und wo diese Tage nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig;
aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt.
23 So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus oder
da! so sollt ihr's nicht glauben.
24 Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und
große Zeichen und Wunder tun, daß verführet werden in den Irrtum (wo es möglich
wäre) auch die Auserwählten.
25 Siehe, ich hab's euch zuvor gesagt!
26 Darum wenn sie zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste! so
gehet nicht hinaus; siehe, er ist in der Kammer! so glaubt nicht.
27 Denn gleichwie der Blitz ausgehet vom Aufgang und scheinet bis zum
Niedergang, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.
28 Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler.
29 Bald aber nach der Trübsal derselbigen Zeit werden Sonne und Mond
den Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der
Himmel werden sich bewegen.
30 Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am
Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen
kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und
Herrlichkeit.
31 Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden
sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu
dem andern.
32 An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis. Wenn sein Zweig jetzt saftig
wird und Blätter gewinnet, so wisset ihr, daß der Sommer nahe ist.
33 Also auch, wenn ihr das alles sehet, so wisset, daß es nahe vor der Tür
ist.
34 Wahrlich, ich sage euch, dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß
dieses alles geschehe.
35 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht
vergehen.
36 Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel
nicht im Himmel, sondern allein mein Vater.
37 Gleich aber wie es zu der Zeit Noahs war, also wird auch sein die
Zukunft des Menschensohnes.
38 Denn gleichwie sie waren in den Tagen vor der Sintflut: sie aßen, sie
tranken, sie freieten und ließen sich freien bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging,
39 und sie achteten's nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle dahin:
also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.
40 Dann werden zwei auf dem Felde sein; einer wird angenommen und
der andere wird verlassen werden.
41 Zwo werden mahlen auf der Mühle; eine wird angenommen und die
andere wird verlassen werden.
42 Darum wachet! Denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer HErr
kommen wird.
43 Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausvater wüßte, welche Stunde
der Dieb kommen wollte, so würde er ja wachen und nicht in sein Haus brechen lassen.
44 Darum seid ihr auch bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu
einer Stunde, da ihr nicht meinet.
45 Welcher ist aber nun ein treuer und kluger Knecht, den sein Herr
gesetzt hat über sein Gesinde, daß er ihnen zu rechter Zeit Speise gebe?
46 Selig ist der Knecht, wenn sein Herr kommt und findet ihn also tun!
47 Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über alle seine Güter setzen.
48 So aber jener, der böse Knecht, wird in seinem Herzen sagen: Mein
Herr kommt noch lange nicht,
49 und fähet an zu schlagen seine Mitknechte, isset und trinket mit den
Trunkenen:
50 so wird der Herr desselbigen Knechts kommen an dem Tage, des er
sich nicht versiehet, und zu der Stunde, die er nicht meinet,
51 und wird ihn zerscheitern und wird ihm seinen Lohn geben mit den
Heuchlern. Da wird sein Heulen und Zähneklappen.

M a t t h ä u s 25

1 Dann wird das Himmelreich gleich sein zehn Jungfrauen, die ihre Lampen
nahmen und gingen aus dem Bräutigam entgegen.
2 Aber fünf unter ihnen waren töricht, und fünf waren klug.
3 Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen nicht Öl mit sich.
4 Die klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen samt ihren Lampen.
5 Da nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und entschliefen.
6 Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt;
gehet aus ihm entgegen!
7 Da stunden diese Jungfrauen alle auf und schmückten ihre Lampen.
8 Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öle;
denn unsere Lampen verlöschen!
9 Da antworteten die klugen und sprachen: Nicht also, auf daß nicht uns
und euch gebreche. Gehet aber hin zu den Krämern und kaufet für euch selbst!
10 Und da sie hingingen zu kaufen, kam der Bräutigam; und welche bereit
waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit. Und die Tür ward verschlossen.
11 Zuletzt kamen auch die andern Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr,
tu uns auf!
12 Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euer
nicht.
13 Darum wachet! Denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, in welcher des
Menschen Sohn kommen wird.
14 Gleichwie ein Mensch, der über Land zog, rief seinen Knechten und tat
ihnen seine Güter ein.
15 Und einem gab er fünf Zentner, dem andern zwei, dem dritten einen,
einem jeden nach seinem Vermögen, und zog bald hinweg.
16 Da ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit
denselbigen und gewann andere fünf Zentner.
17 Desgleichen auch, der zwei Zentner empfangen hatte, gewann auch
zwei andere.
18 Der aber einen empfangen hatte, ging hin und machte eine Grube in
die Erde und verbarg seines Herrn Geld.
19 Über eine lange Zeit kam der Herr dieser Knechte und hielt
Rechenschaft mit ihnen.
20 Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte andere fünf
Zentner dar und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner getan; siehe da, ich habe damit
andere fünf Zentner gewonnen.
21 Da sprach sein Herr zu ihm: Ei, du frommer und getreuer Knecht, du
bist über wenigem getreu gewesen; ich will dich über viel setzen. Gehe ein zu deines
Herrn Freude!
22 Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach:
Herr, du hast mir zwei Zentner getan; siehe da, ich habe mit denselben zwei andere
gewonnen.
23 Sein Herr sprach zu ihm: Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist
über wenigem getreu gewesen; ich will dich über viel setzen. Gehe ein zu deines Herrn
Freude!
24 Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach:
Herr, ich wußte, daß du ein harter Mann bist: du schneidest, wo du nicht gesäet hast,
und sammelst, da du nicht gestreuet hast.
25 Und fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in die Erde.
Siehe, da hast du das Deine.
26 Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du Schalk und fauler
Knecht! Wußtest du, daß ich schneide, da ich nicht gesäet habe, und sammle, da ich
nicht gestreuet habe,
27 so solltest du mein Geld zu den Wechslern getan haben, und wenn ich
kommen wäre, hätte ich das Meine zu mir genommen mit Wucher.
28 Darum nehmet von ihm den Zentner und gebet's dem, der zehn
Zentner hat!
29 Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und wird die Fülle haben;
wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.
30 Und den unnützen Knecht werft in die äußerste Finsternis hinaus; da
wird sein Heulen und Zähneklappen.
31 Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und
alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit.
32 Und werden vor ihm alle Völker versammelt werden. Und er wird sie
voneinander scheiden, gleich als ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.
33 Und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur
Linken.
34 Da wird denn der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her,
ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der
Welt!
35 Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeiset. Ich bin
durstig gewesen, und ihr habt mich getränket. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt
mich beherberget.
36 Ich bin nackend gewesen, und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank
gewesen, und ihr habt mich besuchet. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir
kommen.
37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: HErr, wann
haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeiset, oder durstig und haben dich
getränket?
38 Wann haben wir dich einen Gast gesehen und beherberget, oder
nackend und haben dich bekleidet?
39 Wann haben wir dich krank oder gefangen gesehen und sind zu dir
kommen?
40 Und der König wird antworten und sagen zu ihnen: Wahrlich, ich sage
euch: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr
mir getan.
41 Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr
Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!
42 Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeiset. Ich bin
durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränket.
43 Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich nicht beherberget. Ich bin
nackend gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen
gewesen, und ihr habt mich nicht besuchet.
44 Da werden sie ihm auch antworten und sagen: HErr, wann haben wir
dich gesehen hungrig oder durstig oder einen Gast oder nackend oder krank oder
gefangen und haben dir nicht gedienet?
45 Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was
ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.
46 Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das
ewige Leben.

M a t t h ä u s 26

1 Und es begab sich, da JEsus alle diese Reden vollendet hatte, sprach er
zu seinen Jüngern:
2 Ihr wisset, daß nach zwei Tagen Ostern wird, und des Menschen Sohn
wird überantwortet werden, daß er gekreuziget werde.
3 Da versammelten sich die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die
Ältesten im Volk in dem Palast des Hohenpriesters, der da hieß Kaiphas,
4 und hielten Rat, wie sie JEsum mit List griffen und töteten.
5 Sie sprachen aber: Ja nicht auf das Fest, auf daß nicht ein Aufruhr werde
im Volk!
6 Da nun JEsus war zu Bethanien im Hause Simons des Aussätzigen,
7 trat zu ihm ein Weib, das hatte ein Glas mit köstlichem Wasser und goß
es auf sein Haupt, da er zu Tisch saß.
8 Da das seine Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu
dient dieser Unrat?
9 Dieses Wasser hätte mögen teuer verkauft und den Armen gegeben
werden.
10 Da das JEsus merkete, sprach er zu ihnen: Was bekümmert ihr das
Weib? Sie hat ein gut Werk an mir getan.
11 Ihr habt allezeit Arme bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.
12 Daß sie dies Wasser hat auf meinen Leib gegossen, hat sie getan, daß
man mich begraben wird.
13 Wahrlich, ich sage euch, wo dies Evangelium geprediget wird in der
ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.
14 Da ging hin der Zwölfen einer, mit Namen Judas Ischariot, zu den
Hohenpriestern
15 und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und
sie boten ihm dreißig Silberlinge.
16 Und von dem an suchte er Gelegenheit, daß er ihn verriete.
17 Aber am ersten Tage der süßen Brote traten die Jünger zu JEsu und
sprachen zu ihm: Wo willst du, daß wir dir bereiten, das Osterlamm zu essen?
18 Er sprach: Gehet hin in die Stadt zu einem und sprechet zu ihm: Der
Meister läßt dir sagen: Meine Zeit ist hier; ich will bei dir die Ostern halten mit meinen
Jüngern.
19 Und die Jünger taten, wie ihnen JEsus befohlen hatte, und bereiteten
das Osterlamm.
20 Und am Abend setzte er sich zu Tische mit den Zwölfen.
21 Und da sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch, einer unter euch
wird mich verraten.
22 Und sie wurden sehr betrübt und huben an, ein jeglicher unter ihnen,
und sagten zu ihm: HErr, bin ich's?
23 Er antwortete und sprach: Der mit der Hand mit mir in die Schüssel
tauchet, der wird mich verraten.
24 Des Menschen Sohn gehet zwar dahin, wie von ihm geschrieben stehet;
doch wehe dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird! Es wäre
ihm besser, daß derselbige Mensch noch nie geboren wäre.
25 Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich's, Rabbi? Er
sprach zu ihm: Du sagst es.
26 Da sie aber aßen, nahm JEsus das Brot, dankete und brach's und gab's
den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib.
27 Und er nahm den Kelch und dankete, gab ihnen den und sprach:
Trinket alle daraus!
28 Das ist mein Blut des Neuen Testaments, welches vergossen wird für
viele zur Vergebung der Sünden.
29 Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs
des Weinstocks trinken bis an den Tag, da ich's neu trinken werde mit euch in meines
Vaters Reich.
30 Und, da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an
den Ölberg.
31 Da sprach JEsus zu ihnen: In dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern
an mir; denn es stehet geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der
Herde werden sich zerstreuen.
32 Wenn ich aber auferstehe, will ich vor euch hingehen in Galiläa.
33 Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sie auch alle sich an
dir ärgerten, so will ich doch mich nimmermehr ärgern.
34 JEsus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, in dieser Nacht, ehe der
Hahn krähet, wirst du mich dreimal verleugnen.
35 Petrus sprach zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müßte, so will ich
dich nicht verleugnen. Desgleichen sagten auch alle Jünger.
36 Da kam JEsus mit ihnen zu einem Hof, der hieß Gethsemane, und
sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, bis daß ich dorthin gehe und bete.
37 Und nahm zu sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an
zu trauern und zu zagen.
38 Da sprach JEsus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod;
bleibet hier und wachet mit mir!
39 Und ging hin ein wenig, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und
sprach: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch von mir; doch nicht, wie ich will,
sondern wie du willst.
40 Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu
Petrus: Könnet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?
41 Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet. Der Geist ist
willig; aber das Fleisch ist schwach.
42 Zum andernmal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist's
nicht möglich, daß dieser Kelch von mir gehe, ich trinke ihn denn; so geschehe dein
Wille.
43 Und er kam und fand sie abermal schlafend, und ihre Augen waren voll
Schlafs.
44 Und er ließ sie und ging abermal hin und betete zum drittenmal und
redete dieselbigen Worte.
45 Da kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr nun
schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist hier, daß des Menschen Sohn in der Sünder
Hände überantwortet wird.
46 Stehet auf, laßt uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät!
47 Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, der Zwölfen einer, und
mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen von den Hohenpriestern und
Ältesten des Volks.
48 Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen
ich küssen werde, der ist's; den greifet.
49 Und alsbald trat er zu JEsu und sprach: Gegrüßet seiest du, Rabbi! und
küssete ihn.
50 JEsus aber sprach zu ihm: Mein Freund, warum bist du kommen? Da
traten sie hinzu und legten die Hände an JEsum und griffen ihn.
51 Und siehe, einer aus denen, die mit JEsu waren, reckte die Hand aus
und zog sein Schwert aus und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr
ab.
52 Da sprach JEsus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort; denn wer
das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.
53 Oder meinest du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir
zuschickte mehr denn zwölf Legionen Engel?
54 Wie würde aber die Schrift erfüllet? Es muß also gehen.
55 Zu der Stunde sprach JEsus zu den Scharen: Ihr seid ausgegangen als
zu einem Mörder mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fahen; bin ich doch täglich
gesessen bei euch und habe gelehret im Tempel, und ihr habt mich nicht gegriffen.
56 Aber das ist alles geschehen, daß erfüllet würden die Schriften der
Propheten. Da verließen ihn alle Jünger und flohen.
57 Die aber JEsum gegriffen hatten, führeten ihn zu dem Hohenpriester
Kaiphas, dahin die Schriftgelehrten und Ältesten sich versammelt hatten.
58 Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis in den Palast des
Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, auf daß er sähe, wo es
hinaus wollte.
59 Die Hohenpriester aber und Ältesten und der ganze Rat suchten falsch
Zeugnis wider JEsum, auf daß sie ihn töteten,
60 und fanden keins. Und wiewohl viel falsche Zeugen herzutraten, fanden
sie doch keins. Zuletzt traten herzu zwei falsche Zeugen
61 und sprachen: Er hat gesagt: Ich kann den Tempel GOttes abbrechen
und in dreien Tagen denselben bauen.
62 Und der Hohepriester stund auf und sprach zu ihm: Antwortest du
nichts zu dem, was diese wider dich zeugen?
63 Aber JEsus schwieg stille. Und der Hohepriester antwortete und sprach
zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen GOtt, daß du uns sagest, ob du seiest
Christus, der Sohn GOttes.
64 JEsus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an
wird's geschehen, daß ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft
und kommen in den Wolken des Himmels.
65 Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat GOtt
gelästert; was bedürfen wir weiter Zeugnis? Siehe, jetzt habt ihr seine Gotteslästerung
gehört.
66 Was dünkt euch? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes
schuldig.
67 Da speieten sie aus in sein Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten.
Etliche aber schlugen ihn ins Angesicht
68 und sprachen: Weissage uns, Christe, wer ist's, der dich schlug?
69 Petrus aber saß draußen im Palast. Und es trat zu ihm eine Magd und
sprach: Und du warest auch mit dem JEsu aus Galiläa.
70 Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach: Ich weiß nicht, was du
sagest.
71 Als er aber zur Tür hinausging, sah ihn eine andere und sprach zu
denen, die da waren: Dieser war auch mit dem JEsu von Nazareth.
72 Und er leugnete abermal und schwur dazu: Ich kenne den Menschen
nicht.
73 Und über eine kleine Weile traten hinzu, die da stunden, und sprachen
zu Petrus: Wahrlich, du bist auch einer von denen; denn deine Sprache verrät dich.
74 Da hub er an sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den
Menschen nicht. Und alsbald krähete der Hahn.
75 Da dachte Petrus an die Worte JEsu, da er zu ihm sagte: Ehe der Hahn
krähen wird, wirst du mich dreimal verleugnen. Und ging hinaus und weinte bitterlich.

M a t t h ä u s 27

1 Des Morgens aber hielten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volks
einen Rat über JEsum, daß sie ihn töteten.
2 Und banden ihn, führeten ihn hin und überantworteten ihn dem
Landpfleger Pontius Pilatus.
3 Da das sah Judas, der ihn verraten hatte, daß er verdammt war zum
Tode, gereuete es ihn und brachte herwieder die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern
und den Ältesten
4 und sprach: Ich habe übel getan, daß ich unschuldig Blut verraten habe.
5 Sie sprachen: Was gehet uns das an? Da siehe du zu! Und er warf die
Silberlinge in den Tempel, hub sich davon, ging hin und erhängte sich selbst.
6 Aber die Hohenpriester nahmen die Silberlinge und sprachen: Es taugt
nicht, daß wir sie in den Gotteskasten legen; denn es ist Blutgeld.
7 Sie hielten aber einen Rat und kauften einen Töpfersacker darum zum
Begräbnis der Pilger.
8 Daher ist derselbige Acker genannt der Blutacker bis auf den heutigen
Tag.
9 Da ist erfüllet, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, da er
spricht: Sie haben genommen dreißig Silberlinge, damit bezahlet ward der Verkaufte,
welchen sie kauften von den Kindern Israel,
10 und haben sie gegeben um einen Töpfersacker, als mir der HErr
befohlen hat.
11 JEsus aber stund vor dem Landpfleger. Und der Landpfleger fragte ihn
und sprach: Bist du der Juden König? JEsus aber sprach zu ihm: Du sagst es.
12 Und da er verklagt ward von den Hohenpriestern und Ältesten,
antwortete er nichts.
13 Da sprach Pilatus zu ihm: Hörest du nicht, wie hart sie dich verklagen?
14 Und er antwortete ihm nicht auf ein Wort, also daß sich auch der
Landpfleger sehr verwunderte.
15 Auf das Fest aber hatte der Landpfleger die Gewohnheit, dem Volk
einen Gefangenen loszugeben, welchen sie wollten.
16 Er hatte aber zu der Zeit einen Gefangenen, einen sonderlichen vor
andern, der hieß Barabbas.
17 Und da sie versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Welchen wollt
ihr, daß ich euch losgebe, Barabbas oder JEsus, von dem gesagt wird, er sei Christus?
18 Denn er wußte wohl, daß sie ihn aus Neid überantwortet hatten.
19 Und da er auf dem Richterstuhl saß, schickte sein Weib zu ihm und ließ
ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; ich habe heute viel
erlitten im Traum von seinetwegen.
20 Aber die Hohenpriester und die Ältesten überredeten das Volk, daß sie
um Barabbas bitten sollten und JEsum umbrächten.
21 Da antwortete nun der Landpfleger und sprach zu ihnen: Welchen wollt
ihr unter diesen zweien, den ich euch soll losgeben? Sie sprachen: Barabbas.
22 Pilatus sprach zu ihnen: Was soll ich denn machen mit JEsu, von dem
gesagt wird, er sei Christus? Sie sprachen alle: Laß ihn kreuzigen!
23 Der Landpfleger sagte: Was hat er denn Übels getan? Sie schrieen aber
noch mehr und sprachen: Laß ihn kreuzigen!
24 Da aber Pilatus sah, daß er nichts schaffete, sondern daß ein viel
größer Getümmel ward, nahm er Wasser und wusch die Hände vor dem Volk und
sprach: Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten; sehet ihr zu!
25 Da antwortete das ganze Volk und sprach: Sein Blut komme über uns
und über unsere Kinder!
26 Da gab er ihnen Barabbas los; aber JEsum ließ er geißeln und
überantwortete ihn, daß er gekreuziget würde.
27 Da nahmen die Kriegsknechte des Landpflegers JEsum zu sich in das
Richthaus und sammelten über ihn die ganze Schar.
28 Und zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel an
29 und flochten eine Dornenkrone und setzten sie auf sein Haupt und ein
Rohr in seine rechte Hand und beugten die Kniee vor ihm und verspotteten ihn und
sprachen: Gegrüßet seiest du, der Juden König!
30 Und speieten ihn an und nahmen das Rohr und schlugen damit sein
Haupt.
31 Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und
zogen ihm seine Kleider an und führeten ihn hin, daß sie ihn kreuzigten.
32 Und indem sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen von Kyrene
mit Namen Simon; den zwangen sie, daß er ihm sein Kreuz trug.
33 Und da sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das ist
verdeutschet Schädelstätte,
34 gaben sie ihm Essig zu trinken, mit Galle vermischt; und da er's
schmeckte, wollte er nicht trinken.
35 Da sie ihn aber gekreuziget hatten, teilten sie seine Kleider und warfen
das Los darum, auf daß erfüllet würde, was gesagt ist durch den Propheten: Sie haben
meine Kleider unter sich geteilet und über mein Gewand haben sie das Los geworfen.
36 Und sie saßen allda und hüteten sein.
37 Und oben zu seinen Häupten hefteten sie die Ursache seines Todes
beschrieben, nämlich: Dies ist JEsus, der Juden König.
38 Und da wurden zwei Mörder mit ihm gekreuziget, einer zur Rechten und
einer zur Linken.
39 Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe
40 und sprachen: Der du den Tempel GOttes zerbrichst und bauest ihn in
dreien Tagen, hilf dir selber! Bist du GOttes Sohn, so steig herab vom Kreuz.
41 Desgleichen auch die Hohenpriester spotteten sein samt den
Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen:
42 Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der
König Israels, so steige er nun vom Kreuz, so wollen wir ihm glauben.
43 Er hat GOtt vertraut, der erlöse ihn nun, lüstet's ihn; denn er hat
gesagt: Ich bin GOttes Sohn.
44 Desgleichen schmäheten ihn auch die Mörder, die mit ihm gekreuziget
waren.
45 Und von der sechsten Stunde an ward eine Finsternis über das ganze
Land bis zu der neunten Stunde.
46 Und um die neunte Stunde schrie JEsus laut und sprach: Eli, Eli, lama
asabthani? das ist: Mein GOtt, mein GOtt, warum hast du mich verlassen?
47 Etliche aber, die da stunden, da sie das höreten, sprachen sie: Der ruft
den Elia.
48 Und bald lief einer unter ihnen, nahm einen Schwamm und füllete ihn
mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und tränkte ihn.
49 Die andern aber sprachen: Halt, laß sehen, ob Elia komme und ihm
helfe!
50 Aber JEsus schrie abermal laut und verschied.
51 Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke, von oben
an bis unten aus.
52 Und die Erde erbebete, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten
sich auf, und stunden auf viel Leiber der Heiligen, die da schliefen,
53 und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in
die Heilige Stadt und erschienen vielen.
54 Aber der Hauptmann und die bei ihm waren und bewahreten JEsum, da
sie sahen das Erdbeben und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen:
Wahrlich, dieser ist GOttes Sohn gewesen!
55 Und es waren viel Weiber da, die von ferne zusahen, die da JEsu waren
nachgefolget aus Galiläa und hatten ihm gedienet,
56 unter welchen war Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus
und Joses, und die Mutter der Kinder des Zebedäus.
57 Am Abend aber kam ein reicher Mann von Arimathia, der hieß Joseph,
welcher auch ein Jünger JEsu war.
58 Der ging zu Pilatus und bat ihn um den Leib JEsu. Da befahl Pilatus,
man sollte ihm ihn geben.
59 Und Joseph nahm den Leib und wickelte ihn in eine reine Leinwand.
60 Und legte ihn in sein eigen neu Grab, welches er hatte lassen in einen
Felsen hauen, und wälzte einen großen Stein vor die Tür des Grabes und ging davon.
61 Es war aber allda Maria Magdalena und die andere Maria, die setzten
sich gegen das Grab.
62 Des andern Tages, der da folgt nach dem Rüsttag, kamen die
Hohenpriester und Pharisäer sämtlich zu Pilatus
63 und sprachen: Herr, wir haben gedacht, daß dieser Verführer sprach,
da er noch lebte: Ich will nach dreien Tagen auferstehen.
64 Darum befiehl, daß man das Grab verwahre bis an den dritten Tag, auf
daß nicht seine Jünger kommen und stehlen ihn und sagen zum Volk: Er ist
auferstanden von den Toten, und werde der letzte Betrug ärger denn der erste.
65 Pilatus sprach zu ihnen: Da habt ihr die Hüter; gehet hin und
verwahret, wie ihr wisset.
66 Sie gingen hin und verwahreten das Grab mit Hütern und versiegelten
den Stein.

M a t t h ä u s 28

1 Am Abend aber des Sabbats, welcher anbricht am Morgen des ersten
Feiertages der Sabbate, kam Maria Magdalena und die andere Maria, das Grab zu
besehen.
2 Und siehe, es geschah ein groß Erdbeben. Denn der Engel des HErrn
kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein von der Tür und setzte sich
darauf.
3 Und seine Gestalt war wie der Blitz und sein Kleid weiß wie der Schnee.
4 Die Hüter aber erschraken vor Furcht und wurden, als wären sie tot.
5 Aber der Engel antwortete und sprach zu den Weibern: Fürchtet euch
nicht; ich weiß, daß ihr JEsum, den Gekreuzigten, suchet.
6 Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und
sehet die Stätte, da der HErr gelegen hat!
7 Und gehet eilend hin und saget es seinen Jüngern, daß er auferstanden
sei von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; da werdet ihr ihn
sehen. Siehe, ich hab's euch gesagt.
8 Und sie gingen eilend zum Grabe hinaus mit Furcht und großer Freude
und liefen, daß sie es seinen Jüngern verkündigten. Und da sie gingen, seinen Jüngern
zu verkündigen,
9 siehe, da begegnete ihnen JEsus und sprach: Seid gegrüßet! Und sie
traten zu ihm und griffen an seine Füße und fielen vor ihm nieder.
10 Da sprach JEsus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Gehet hin und
verkündiget es meinen Brüdern, daß sie gehen nach Galiläa; daselbst werden sie mich
sehen.
11 Da sie aber hingingen, siehe, da kamen etliche von den Hütern in die
Stadt und verkündigten den Hohenpriestern alles, was geschehen war.
12 Und sie kamen zusammen mit den Ältesten und hielten einen Rat und
gaben den Kriegsknechten Gelds genug
13 und sprachen: Saget, seine Jünger kamen des Nachts und stahlen ihn,
dieweil wir schliefen.
14 Und wo es würde auskommen bei dem Landpfleger, wollen wir ihn
stillen und schaffen, daß ihr sicher seid.
15 Und sie nahmen das Geld und taten, wie sie gelehret waren. Solches ist
eine gemeine Rede worden bei den Juden bis auf den heutigen Tag.
16 Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf einen Berg, dahin JEsus sie
beschieden hatte.
17 Und da sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; etliche aber zweifelten.
18 Und JEsus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben
alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
19 Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!
20 Und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe! Und siehe, ich
bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.