AMOS

A m o s 1

1 Dies ist's, das Amos, der unter den Hirten zu Thekoa war, gesehen hat über
Israel zur Zeit Usias, des Königs Judas, und Jerobeams, des Sohns Joas, des Königs
Israels, zwei Jahre vor dem Erdbeben.
2 Und sprach: Der HErr wird aus Zion brüllen und seine Stimme aus Jerusalem
hören lassen, daß die Auen der Hirten jämmerlich stehen werden und der Karmel oben
verdorren wird.
3 So spricht der HErr: Um drei und vier Laster willen Damaskus will ich ihrer
nicht schonen, darum daß sie Gilead mit eisernen Zacken gedroschen haben,
4 sondern ich will ein Feuer schicken in das Haus Hasaels, das soll die Paläste
Benhadads verzehren.
5 Und ich will die Riegel zu Damaskus zerbrechen und die Einwohner auf dem
Felde Aven samt dem, der das Zepter hält, aus dem Lusthause ausrotten, daß das Volk
in Syrien soll gen Kir weggeführet werden, spricht der HErr.
6 So spricht der HErr: Um drei und vier Laster willen Gasas will ich ihrer nicht
schonen, darum daß sie die Gefangenen weiter gefangen und ins Land Edom vertrieben
haben,
7 sondern ich will ein Feuer in die Mauern zu Gasa schicken, das soll ihre
Paläste verzehren.
8 Und will die Einwohner zu Asdod samt dem, der, das Zepter hält, aus Askalon
ausrotten und meine Hand wider Akron kehren, daß umkommen soll, was von den
Philistern noch übrig ist, spricht der HErr HErr.
9 So spricht der HErr: Um drei und vier Laster willen der Stadt Zor will ich ihrer
nicht schonen, darum daß sie die Gefangenen weiter ins Land Edom vertrieben haben
und nicht gedacht an den Bund der Brüder,
10 sondern ich will ein Feuer in die Mauern zu Zor schicken, das soll ihre
Paläste verzehren.
11 So spricht der HErr: Um drei und vier Laster willen Edoms will ich sein nicht
schonen, darum daß er seinen Bruder mit dem Schwert verfolget hat, und daß er ihre
Schwangeren umgebracht und immer zerrissen in seinem Zorn und seinen Grimm ewig
hält,
12 sondern ich will ein Feuer schicken gen Theman, das soll die Paläste zu
Bazra verzehren.
13 So spricht der HErr: Um drei und vier Laster willen der Kinder Ammon will
ich ihrer nicht schonen, darum daß sie die Schwangeren in Gilead zerrissen haben, damit
sie ihre Grenze weiter machten,
14 sondern ich will ein Feuer anzünden in den Mauern Rabbas, das soll ihre
Paläste verzehren, wenn man rufen wird zur Zeit des Streits, und wenn das Wetter
kommen wird zur Zeit des Sturms.
15 Da wird dann ihr König samt seinen Fürsten gefangen weggeführet werden,
spricht der HErr.

A m o s 2

1 So spricht der HErr: Um drei und vier Laster willen Moabs will ich ihrer nicht
schonen, darum daß sie die Gebeine des Königs zu Edom haben zu Asche verbrannt,
2 sondern ich will ein Feuer schicken in Moab, das soll die Paläste zu Kirioth
verzehren; und Moab soll sterben im Getümmel und Geschrei und Posaunenhall.
3 Und ich will den Richter unter ihnen ausrotten und alle ihre Fürsten samt ihm
erwürgen, spricht der HErr.
4 So spricht der HErr: Um drei und vier Laster willen Judas will ich sein nicht
schonen, darum daß sie des HErrn Gesetz verachten und seine Rechte nicht halten und
lassen sich ihre Lügen verführen, welchen ihre Väter nachgefolget haben,
5 sondern ich will ein Feuer in Juda schicken, das soll die Paläste zu Jerusalem
verzehren.
6 So spricht der HErr: Um drei und vier Laster willen Israels will ich ihrer nicht
schonen, darum daß sie die Gerechten um Geld und die Armen um ein Paar Schuh
verkaufen.
7 Sie treten den Kopf der Armen in Kot und hindern den Weg der Elenden. Es
schläft Sohn und Vater bei einer Dirne, damit sie meinen heiligen Namen entheiligen.
8 Und bei allen Altären schlemmen sie von den verpfändeten Kleidern und
trinken Wein in ihrer Götter Hause von den Gebüßten.
9 Nun hab ich ja den Amoriter vor ihnen her vertilget, der so hoch war wie die
Zedern und seine Macht wie die Eichen, und ich vertilgte oben seine Frucht und unten
seine Wurzel.
10 Auch habe ich euch aus Ägyptenland geführet und vierzig Jahre in der Wüste
geleitet, daß ihr der Amoriter Land besäßet,
11 und hab aus euren Kindern Propheten auferwecket und Nasaräer aus euren
Jünglingen. Ist's nicht also, ihr Kinder Israel? spricht der HErr.
12 So gebet ihr den Nasaräern Wein zu trinken und gebietet den Propheten und
sprechet: Ihr sollt nicht weissagen!
13 Siehe, ich will's unter euch kirren machen, wie ein Wagen voll Garben kirret,
14 daß der, so schnell ist, soll nicht entfliehen, noch der Starke etwas
vermögen, und der Mächtige nicht soll sein Leben erretten können;
15 und die Bogenschützen sollen nicht bestehen, und der schnell laufen kann,
soll nicht entlaufen, und der da reitet, soll sein Leben nicht erretten;
16 und der unter den Starken der mannhaftigste ist, soll nackend entfliehen
müssen zu der Zeit, spricht der HErr.

A m o s 3
1 Höret, was der HErr mit euch redet, ihr Kinder Israel, nämlich mit allen
Geschlechtern, die ich aus Ägyptenland geführet habe, und sprach:
2 Aus allen Geschlechtern auf Erden hab ich allein euch erkannt; darum will ich
auch euch heimsuchen in all eurer Missetat.
3 Mögen auch zween miteinander wandeln, sie seien denn eins untereinander?
4 Brüllet auch ein Löwe im Walde, wenn er keinen Raub hat? Schreiet auch ein
junger Löwe aus seiner Höhle, er habe denn etwas gefangen?
5 Fällt auch ein Vogel in den Strick auf der Erde, da kein Vogler ist? Hebt man
auch den Strick auf von der Erde, der noch nichts gefangen hat?
6 Bläset man auch die Posaune in einer Stadt, da sich das Volk davor nicht
entsetze? Ist auch ein Unglück in der Stadt, das der HErr nicht tue?
7 Denn der HErr HErr tut nichts, er offenbare denn sein Geheimnis den
Propheten, seinen Knechten.
8 Der Löwe brüllet; wer sollte sich nicht fürchten? Der HErr HErr redet; wer
sollte nicht weissagen?
9 Verkündiget in den Palästen zu Asdod und in den Palästen im Lande Ägypten
und sprechet: Sammelt euch auf die Berge Samaria und sehet, welch ein groß
Zetergeschrei und Unrecht drinnen ist!
10 Sie achten keines Rechten, spricht der HErr, sammeln Schätze von Frevel
und Raube in ihren Palästen.
11 Darum spricht der HErr HErr also: Man wird dies Land ringsumher belagern
und dich von deiner Macht herunterreißen und deine Häuser plündern.
12 So spricht der HErr: Gleichwie ein Hirt dem Löwen zwei Kniee oder ein
Ohrläpplein aus dem Maul reißet, also sollen die Kinder Israel herausgerissen werden,
die zu Samaria wohnen und haben in der Ecke ein Bett und zu Damaskus eine Sponde.
13 Höret und zeuget im Hause Jakobs, spricht der HErr HErr, der GOtt Zebaoth.
14 Denn zur Zeit, wenn ich die Sünde Israels heimsuchen werde, will ich die
Altäre zu Bethel heimsuchen und die Hörner des Altars abbrechen, daß sie zu Boden
fallen sollen.
15 Und will beide, Winterhaus und Sommerhaus, schlagen; und sollen die
elfenbeinernen Häuser untergehen und viel Häuser verderbet werden, spricht der HErr.

A m o s 4

1 Höret dies Wort, ihr fetten Kühe, die ihr auf dem Berge Samaria seid und den
Dürftigen unrecht tut und untertretet die Armen und sprechet zu euren Herren: Bringe
her, laß uns saufen!
2 Der HErr HErr hat geschworen bei seiner Heiligkeit: Siehe, es kommt die Zeit
über euch, daß man euch wird herausrücken mit Angeln und eure Nachkommen mit
Fischhäklein.
3 Und werdet zu den Lücken hinausgehen, eine jegliche vor sich hin, und gen
Harmon weggeworfen werden, spricht der HErr.
4 Ja, kommt her gen Bethel und treibet Sünde und gen Gilgal, daß ihr der
Sünden viel machet; und bringet eure Opfer des Morgens und eure Zehnten des dritten
Tages.
5 Und räuchert vom Sauerteig zum Dankopfer und prediget von freiwilligem
Opfer und verkündiget es; denn so habt ihr's gerne, ihr Kinder Israel, spricht der HErr
HErr.
6 Darum hab ich euch auch in allen euren Städten müßige Zähne gegeben und
Mangel an Brot an allen euren Orten. Noch bekehretet ihr euch nicht zu mir, spricht der
HErr.
7 Auch hab ich den Regen über euch verhalten, bis daß noch drei Monden
waren zur Ernte; und ich ließ regnen über eine Stadt und auf die andere ließ ich nicht
regnen; ein Acker ward beregnet, und der andere Acker, der nicht beregnet ward,
verdorrete.
8 Und zogen zwo, drei Städte zu einer Stadt, daß sie Wasser trinken möchten,
und konnten es nicht genug finden. Noch bekehretet ihr euch nicht zu mir, spricht der
HErr.
9 Ich plagte euch mit dürrer Zeit und mit Brandkorn; so fraßen auch die
Raupen alles, was in euren Gärten, Weinbergen, Feigenbäumen und Ölbäumen wuchs.
Noch bekehretet ihr euch nicht zu mir, spricht der HErr.
10 Ich schickte Pestilenz unter euch, gleicherweise wie in Ägypten; ich tötete
eure junge Mannschaft durchs Schwert und ließ eure Pferde gefangen wegführen; ich
ließ den Gestank von eurem Heerlager in eure Nasen gehen. Noch bekehretet ihr euch
nicht zu mir, spricht der HErr.
11 Ich kehrete etliche unter euch um, wie GOtt Sodom und Gomorrha
umkehrete, daß ihr waret wie ein Brand, der aus dem Feuer gerissen wird. Noch
kehretet ihr euch nicht zu mir, spricht der HErr.
12 Darum will ich dir weiter also tun, Israel. Weil ich denn dir also tun will, so
schicke dich, Israel, und begegne deinem GOtt!
13 Denn siehe, er ist's, der die Berge macht, den Wind schaffet und zeiget dem
Menschen, was er reden soll. Er macht die Morgenröte und die Finsternis; er tritt auf den
Höhen der Erden: er heißt HErr, GOtt Zebaoth.

A m o s 5

1 Höret, ihr vom Hause Israel, dies Wort; denn ich muß dies Klagelied über
euch machen:
2 Die Jungfrau Israel ist gefallen, daß sie nicht wieder aufstehen wird; sie ist zu
Boden gestoßen, und ist niemand, der ihr aufhelfe.
3 Denn so spricht der HErr GOtt: Die Stadt, da tausend ausgehen, soll nur
hundert übrig behalten; und da hundert ausgehen, soll nur zehn übrig behalten im
Hause Israel.
4 Darum so spricht der HErr zum Hause Israel: Suchet mich, so werdet ihr
leben!
5 Suchet nicht Bethel und kommet nicht gen Gilgal und gehet nicht gen
Berseba. Denn Gilgal wird gefangen weggeführet werden, und Bethel wird Beth-Aven
werden.
6 Suchet den HErrn, so werdet ihr leben, daß nicht ein Feuer im Hause Josephs
überhandnehme, das da verzehre, und niemand löschen möge zu Bethel,
7 die ihr das Recht in Wermut verkehret und die Gerechtigkeit zu Boden stoßet.
8 Er macht die Glucke und Orion; der aus der Finsternis den Morgen und aus
dem Tage die finstere Nacht macht; der dem Wasser im Meer ruft und schüttet es auf
den Erdboden: er heißet HErr,
9 der über den Starken eine Verstörung anrichtet und bringet eine Verstörung
über die feste Stadt.
10 Aber sie sind dem gram, der sie im Tor straft, und haben den für einen
Greuel, der heilsam lehret.
11 Darum, weil ihr die Armen unterdrücket und nehmet das Korn mit großen
Lasten von ihnen, so sollt ihr in den Häusern nicht wohnen, die ihr von Werkstücken
gebauet habt, und den Wein nicht trinken, den ihr in den feinen Weinbergen gepflanzet
habt.
12 Denn ich weiß euer Übertreten, des viel ist, und eure Sünden, die stark sind,
wie ihr die Gerechten dränget und Blutgeld nehmet und die Armen im Tor unterdrücket.
13 Darum muß der Kluge zur selbigen Zeit schweigen; denn es ist eine böse
Zeit.
14 Suchet das Gute und nicht das Böse, auf daß ihr leben möget, so wird der
HErr, der GOtt Zebaoth, bei euch sein, wie ihr rühmet.
15 Hasset das Böse und liebet das Gute, bestellet das Recht im Tor, so wird der
HErr, der GOtt Zebaoth, den übrigen in Joseph gnädig sein.
16 Darum so spricht der HErr, der GOtt Zebaoth, der HErr: Es wird in allen
Gassen Wehklagen sein, und auf allen Straßen wird man sagen: Wehe! wehe! Und man
wird den Ackermann zum Trauern rufen und zum Wehklagen, wer da weinen kann.
17 In allen Weinbergen wird Wehklagen sein; denn ich will unter euch fahren,
spricht der HErr.
18 Wehe denen, die des HErrn Tag begehren! Was soll er euch? Denn des
HErrn Tag ist eine Finsternis und nicht ein Licht.
19 Gleich als wenn jemand vor dem Löwen flöhe und ein Bär begegnete ihm,
und als wenn jemand in ein Haus käme und lehnete sich mit der Hand an die Wand und
eine Schlange stäche ihn.
20 Denn des HErr Tag wird ja finster und nicht licht sein, dunkel und nicht hell.
21 Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag nicht riechen in
eure Versammlung.
22 Und ob ihr mir gleich Brandopfer und Speisopfer opfert, so hab ich keinen
Gefallen daran; so mag ich auch eure feisten Dankopfer nicht ansehen.
23 Tu nur weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag deines
Psalterspieles nicht hören!
24 Es soll aber das Recht offenbaret werden wie Wasser und die Gerechtigkeit
wie ein starker Strom.
25 Habt ihr vom Hause Israel mir in der Wüste die vierzig Jahre lang
Schlachtopfer und Speisopfer geopfert? Jawohl!
26 Ihr truget den Sichuth, euren König, und Chiun, euer Bild, den Stern eurer
Götter, welche ihr euch selbst gemacht hattet.
27 So will ich euch von hinnen jenseit Damaskus wegführen lassen, spricht der
HErr, der GOtt Zebaoth heißt.

A m o s 6

1 Wehe den Stolzen zu Zion und denen, die sich auf den Berg Samaria
verlassen, die sich rühmen die Vornehmsten über die Heiden und gehen einher im Hause
Israel!
2 Gehet hin gen Kalne und schauet von dannen gen Hemath, die große Stadt,
und ziehet hinab gen Gath der Philister, welche bessere Königreiche gewesen sind denn
diese und ihre Grenze größer denn eure Grenze.
3 Die ihr euch weit vom bösen Tage achtet und trachtet immer nach
Frevelregiment,
4 und schlafet auf elfenbeinernen Lagern und treibet Überfluß mit euren
Betten; ihr esset die Lämmer aus der Herde und die gemästeten Kälber
5 und spielet auf dem Psalter und erdichtet euch Lieder, wie David,
6 und trinket Wein aus den Schalen und salbet euch mit Balsam und
bekümmert euch nichts um den Schaden Josephs.
7 Darum sollen sie nun vornean gehen unter denen, die gefangen weggeführet
werden, und soll das Schlemmen der Pranger aufhören.
8 Denn der HErr HErr hat geschworen bei seiner Seele, spricht der HErr, der
GOtt Zebaoth: Mich verdrießt die Hoffart Jakobs und bin ihren Palästen gram; und ich
will auch die Stadt übergeben mit allem, was drinnen ist.
9 Und wenn gleich zehn Männer in einem Hause überblieben, sollen sie doch
sterben,
10 daß einen jeglichen sein Vetter und sein Ohm nehmen und die Gebeine aus
dem Hause tragen muß und sagen zu dem, der in den Gemächern des Hauses ist: Ist
ihrer auch noch mehr da? Und der wird antworten: Sie sind alle dahin! Und wird sagen:
Sei zufrieden; denn sie wollten nicht, daß man des HErrn Namens gedenken sollte.
11 Denn siehe, der HErr hat geboten, daß man die großen Häuser schlagen soll,
daß sie Ritze gewinnen, und die kleinen Häuser, daß sie Lücken gewinnen.
12 Wer kann mit Rossen rennen oder mit Ochsen pflügen auf Felsen? Denn ihr
wandelt das Recht in Galle und die Frucht der Gerechtigkeit in Wermut
13 und tröstet euch des, das so gar nichts ist, und sprechet: Sind wir denn
nicht stark genug mit unsern Hörnern?
14 Darum siehe, ich will über euch vom Haus Israel ein Volk erwecken, spricht
der HErr, der GOtt Zebaoth, das soll euch ängsten von dem Ort an, da man gen Hemath
gehet, bis an den Bach in der Wüste.

A m o s 7

1 Der HErr HErr zeigte mir ein Gesicht, und siehe, da stund einer, der machte
Heuschrecken im Anfang, da das Grummet aufging; und siehe, das Grummet stund,
nachdem der König seine Schafe hatte scheren lassen.
2 Als sie nun das Kraut im Lande gar abfressen wollten, sprach ich: Ach, HErr
HErr, sei gnädig! Wer will Jakob wieder aufhelfen? denn er ist ja gering.
3 Da reuete es den HErrn und sprach: Wohlan, es soll nicht geschehen!
4 Der HErr HErr zeigte mir ein Gesicht, und siehe, der HErr HErr rief dem Feuer,
damit zu strafen; das sollte eine große Tiefe verzehren und fraß schon ein Teil dahin.
5 Da sprach ich: Ach, HErr HErr, laß ab! Wer will Jakob wieder aufhelfen? denn
er ist ja gering.
6 Da reuete den HErrn das auch, und der HErr HErr sprach: Es soll auch nicht
geschehen.
7 Er zeigte mir aber dies Gesicht, und siehe, der HErr stund auf einer Mauer,
mit einer Bleischnur gemessen; und er hatte die Bleischnur in seiner Hand.
8 Und der HErr sprach zu mir: Was siehest du, Amos? Ich sprach: Eine
Bleischnur. Da sprach der HErr zu mir: Siehe, ich will eine Bleischnur ziehen mitten
durch mein Volk Israel und ihm nichts mehr übersehen,
9 sondern die Höhen Isaaks sollen verwüstet und die Kirchen Israels verstöret
werden; und ich will mit dem Schwert mich über das Haus Jerobeams machen.
10 Da sandte Amazia, der Priester zu Bethel, zu Jerobeam, dem Könige Israels,
und ließ ihm sagen: Der Amos macht einen Aufruhr wider dich im Hause Israel; das Land
kann seine Worte nicht leiden.
11 Denn so spricht Amos: Jerobeam wird durchs Schwert sterben, und Israel
wird aus seinem Lande gefangen weggeführet werden.
12 Und Amazia sprach zu Amos: Du Seher, gehe weg und flieh ins Land Juda
und iß Brot daselbst und weissage daselbst.
13 Und weissage nicht mehr zu Bethel; denn es ist des Königs Stift und des
Königreichs Haus.
14 Amos antwortete und sprach zu Amazia: Ich bin kein Prophet, noch keines
Propheten Sohn, sondern ich bin ein Kuhhirte, der Maulbeeren ablieset.
15 Aber der HErr nahm mich von der Herde und sprach zu mir: Gehe hin und
weissage meinem Volk Israel!
16 So höre nun des HErrn Wort! Du sprichst: Weissage nicht wider Israel und
träufle nicht wider das Haus Isaak!
17 Darum spricht der HErr also: Dein Weib wird in der Stadt zur Hure werden,
und deine Söhne und Töchter sollen durchs Schwert fallen, und dein Acker soll durch die
Schnur ausgeteilet werden; du aber sollst in einem unreinen Lande sterben, und Israel
soll aus seinem Lande vertrieben werden.

A m o s 8

1 Der HErr HErr zeigte mir ein Gesicht, und siehe, da stund ein Korb mit Obst.
2 Und er sprach: Was siehest du, Amos? Ich aber antwortete: Einen Korb mit
Obst. Da sprach der HErr zu mir: Das Ende ist kommen über mein Volk Israel; ich will
ihm nichts mehr übersehen.
3 Und die Lieder in der Kirche sollen in ein Heulen verkehret werden zur
selbigen Zeit, spricht der HErr HErr; es werden viel toter Leichname liegen an allen
Orten, die man heimlich wegtragen wird.
4 Höret dies, die ihr den Armen unterdrücket und die Elenden im Lande
verderbet
5 und sprechet: Wann will denn der Neumond ein Ende haben, daß wir Getreide
verkaufen, und der Sabbat, daß wir Korn feil haben mögen und den Epha ringern und
den Sekel steigern und die Waage fälschen,
6 auf daß wir die Armen um Geld und die Dürftigen um ein Paar Schuh unter
uns bringen und Spreu für Korn verkaufen?
7 Der HErr hat geschworen wider die Hoffart Jakobs: Was gilt's, ob ich solcher
ihrer Werke ewig vergessen werde?
8 Sollte nicht um solches willen das Land erbeben müssen und alle Einwohner
trauern? Ja, es soll ganz, wie mit einem Wasser, überlaufen werden und weggeführet
und überschwemmet werden, wie mit dem Fluß in Ägypten.
9 Zur selbigen Zeit, spricht der HErr HErr, will ich die Sonne im Mittage
untergehen lassen und das Land am hellen Tage lassen finster werden.
10 Ich will eure Feiertage in Trauern und alle eure Lieder in Wehklagen
verwandeln; ich will über alle Lenden den Sack bringen und alle Köpfe kahl machen und
will ihnen ein Trauern schaffen, wie man über einen einigen Sohn hat, und sollen ein
jämmerlich Ende nehmen.
11 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HErr HErr, daß ich einen Hunger ins
Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern
nach dem Wort des HErrn zu hören,
12 daß sie hin und her, von einem Meer zum andern, von Mitternacht gegen
Morgen umlaufen und des HErrn Wort suchen und doch nicht finden werden.
13 Zu der Zeit werden schöne Jungfrauen und Jünglinge verschmachten vor
Durst,
14 die jetzt schwören bei dem Fluch Samaria und sprechen: So wahr dein Gott
zu Dan lebet, so wahr die Weise zu Berseba lebet! Denn sie sollen also fallen, daß sie
nicht wieder aufstehen mögen.

A m o s 9

1 Ich sah den HErrn auf dem Altar stehen, und er sprach: Schlage an den
Knauf, daß die Pfosten beben! Denn ihr Geiz soll ihnen auf ihren Kopf kommen, und will
ihre Nachkommen mit dem Schwert erwürgen, daß keiner entfliehen, noch einiger davon
entgehen soll.
2 Und wenn sie sich gleich in die Hölle vergrüben, soll sie doch meine Hand von
dannen holen; und wenn sie gen Himmel führen, will ich sie doch herunterstoßen;
3 und wenn sie sich gleich versteckten oben auf dem Berge Karmel, will ich sie
doch, daselbst suchen und herabholen; und wenn sie sich vor meinen Augen verbärgen
im Grunde des Meers, so will ich doch den Schlangen befehlen, die sie daselbst stechen
sollen;
4 und wenn sie vor ihren Feinden hin gefangen gingen, so will ich doch dem
Schwert befehlen, daß sie es daselbst erwürgen soll. Denn ich will meine Augen über
ihnen halten zum Unglück und nicht zum Guten.
5 Denn der HErr HErr Zebaoth ist ein solcher: wenn er ein Land anrühret, so
zerschmilzet es, daß alle Einwohner trauern müssen, daß es soll ganz über sie her laufen
wie ein Wasser und überschwemmet werden wie mit dem Fluß in Ägypten.
6 Er ist's, der seinen Saal in dem Himmel bauet und seine Hütte auf der Erde
gründet; er ruft dem Wasser im Meer und schüttet es auf das Erdreich; er heißt HErr.
7 Seid ihr Kinder Israel mir nicht gleich wie die Mohren? spricht der HErr. Hab
ich nicht Israel aus Ägyptenland geführet und die Philister aus Kaphthor und die Syrer
aus Kir?
8 Siehe, die Augen des HErrn HErrn sehen auf ein sündiges Königreich, daß
ich's vom Erdboden ganz vertilge, wiewohl ich das Haus Jakob nicht gar vertilgen will,
spricht der HErr.
9 Aber doch siehe, ich will befehlen und das Haus Israel unter allen Heiden
sichten lassen, gleichwie man mit einem Siebe sichtet, und die Körnlein sollen nicht auf
die Erde fallen.
10 Alle Sünder in meinem Volk sollen durchs Schwert sterben, die da sagen: Es
wird das Unglück nicht so nahe sein noch uns begegnen.
11 Zur selbigen Zeit will ich die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten und
ihre Lücken verzäunen, und was abgebrochen ist, wieder aufrichten; und will sie bauen,
wie sie vorzeiten gewesen ist,
12 auf daß sie besitzen die übrigen zu Edom und die übrigen unter allen
Heiden, über welche mein Name gepredigt sein wird, spricht der HErr, der solches tut.
13 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HErr, daß man zugleich ackern und
ernten und zugleich keltern und säen wird; und die Berge werden mit süßem Wein
triefen, und alle Hügel werden fruchtbar sein.
14 Denn ich will das Gefängnis meines Volks Israel wenden, daß sie sollen die
wüsten Städte bauen und bewohnen, Weinberge pflanzen und Wein davon trinken,
Gärten machen und Früchte daraus essen.
15 Denn ich will sie in ihr Land pflanzen, daß sie nicht mehr aus ihrem Lande
gerottet werden, das ich ihnen geben werde, spricht der HErr, dein GOtt.